Von Ute Rasch, Fotos Andreas Wiese
Der Einzelhandel ist in Alarmstimmung: Während das Online-Geschäft boomt und allein im vergangenen Jahr ein Plus von elf Prozent erreichte, machen sich in vielen Einkaufsstraßen die Kunden rarer. Das Kölner Institut für Handelsforschung hat herausgefunden, dass bereits jeder Dritte vorrangig im Internet einkauft. Da ist jede Idee gefragt, die die Attraktivität der Innenstädte belebt. Wie das Konzept der Stadtguthaben GmbH, einem Start-up, das die Lust auf den Stadtbummel beflügeln will – mit den Instrumenten des digitalen Zeitalters.Die Basis für dieses Business waren nüchterne Zahlen: „In Deutschland gibt es 670 Städte mit mehr als 20.000 Einwohner, von denen bereits 60 Prozent lokale Gutscheine anbieten“, erläutert Patrick Koch, Geschäftsführer von Stadtguthaben. Gutscheine vor allem zum Einkaufen, aber auch für Restaurants, Fitnessstudios, Kosmetikinstitute – „sind im Prinzip eine tolle Methode lokaler Wirtschaftsförderung“. Allerdings sei der Verwaltungsaufwand dafür enorm, deshalb lasse sich auch eine Beobachtung der Gründer erklären: Je größer die Stadt, desto seltener arbeite sie mit Gutscheinen, „weil sich das zentral kaum bewältigen lässt“.
Instrument der Wirtschaftsförderung
An diesem Punkt setzt Stadtguthaben an. Die Gründer des Start-ups verpassen einem alten Marketing-Instrument neue Konturen, denn sie haben eine Software entwickelt, die Kommunen und Werbegemeinschaften die Abwicklung ihrer Gutscheine erleichtert und gleichzeitig Kosten spart. Die Nutzer bekommen dazu eine Karte mit einem QR-Code, die mit einem Guthaben aufgeladen wird. Sie können mehrere Gutscheine auf der Karte vereinen, somit einen Betrag ansparen, das Geld auf einmal oder aber in Häppchen ausgeben.
„Im Geschäft wird der QR-Code mit unserer App gescannt, das verfügbare Guthaben erscheint, der abzubuchende Betrag wird eingegeben, fertig.“ Gutscheine sind meistens ein Geschenk, aber potenzielle Partner für Stadtguthaben können auch Unternehmen sein, die regelmäßig sogenannte Sachleistungen (Einkaufsgutscheine oder Tankkarten) an Mitarbeiter vergeben – sie sind bis zu einem Wert von maximal 44 Euro steuerfrei. Auch etliche Kommunen interessieren sich mittlerweile für die digitalen Gutscheine, die ja nichts anderes als ein Zahlungsmittel sind, und setzen darauf, dass dadurch wieder mehr Kaufkraft direkt in stationäre Geschäfte, Gastronomie und lokale Dienstleister fließt.
Der erste Kunde des Start-ups war Attendorn im Sauerland, eine Kommune, die bereits Erfahrungen mit Einkaufsgutscheinen hatte und nun seinen Verwaltungsaufwand um 80 Prozent reduzieren konnte. Auch Mönchengladbach gehört zu den Pionieren, dort wird das System ab Herbst im Einsatz sein. Daran beteiligen sich in der Innenstadt neben dem klassischen Einzelhandel auch Physiotherapeuten, Foto- und Wellness-Studios, aber auch der Kletterwald Niederrhein und der Return-Sportpark. „Eben alles, was sich zum Verschenken eignet“, so Patrick Koch. Er plant, dass sein Unternehmen zügig wachsen wird. Städte, die von seiner Software profitieren können, gibt es schließlich genug in Deutschland. Und über die Grenzen hinaus.
Eine Suchmaschine für den Sport
Man müsste mehr Sport treiben, sagt die Vernunft. Vielleicht mal was Neues ausprobieren, rät die Neugier. Aber wie das Richtige finden? Und überhaupt: Will man lieber Mitglied in einem Verein werden, oder Kurse in einem Fitnessstudio buchen? Antworten lassen sich bei Schnupperkurs.de finden, einem jungen Unternehmen aus Düsseldorf, das mit dem sportlichen Ziel gestartet ist, die Nation in Bewegung zu bringen.
Der Mann lebt für den Sport, Timo Büssemaker, Ex-Profifußballer, joggt nahezu jeden Tag, spielt ambitioniert Tennis, ist Vorstandsmitglied im Stadtsportverband Ratingen. In seinem Tennisclub hat er eine Entwicklung miterlebt, die viele Vereine kennen: Die Mitgliederzahl schrumpft. Denn die junge Generation bucht lieber mal spontan einen Kurs als sich langfristig zu binden. Aber es gibt vielleicht noch andere Gründe. „Wenn ich beispielsweise Tennis google, dann lande ich auf den Webseiten der Clubs, muss mir erst mal einen Überblick verschaffen, den richtigen Ansprechpartner finden und versuchen den telefonisch zu erreichen, muss herausfinden, ob und wann ich ein Test-Training machen kann.“ Viel zu mühsam, findet Timo Büssemaker.
Und deshalb entwickelte er mit seinem Mit-Gründer Fabian Toros eine Suchmaschine zur besseren Orientierung – und um Schnupperangebote auf die Schnelle zu finden.
Vor einem Jahr wurde das Start-up gegründet, mit einer überschaubaren Zahl an Angeboten. Mittlerweile listet Schnupperkurs.de über 35.000 Kurse in ganz Deutschland auf. Über 5.000 davon lassen sich in einem Radius von 20 Kilometern rund um Düsseldorf finden. Ob Ringen oder Rollhockey, Bauchtanz oder Latino-Dance, Vater-Kind-Turnen oder Badminton, wer eine neue Sportart ausprobieren, oder einen geeigneten Verein oder Fitnessstudio finden möchte, wird bei dieser Suchmaschine fündig. „Stadt eingeben, Kurse auswählen, Termine für eine Teststunde anfragen“, erläutert Timo Büssemaker das Angebot. Dass man bei der Suche auf sportliche Aktivitäten stößt, die im bisherigen Bewegungsprofil überhaupt noch nicht vorgesehen waren, sieht er als positiven Nebeneffekt.
Für alle Suchenden ist diese sportliche Suchmaschine kostenlos, ebenfalls für Vereine. Alle professionellen Anbieter wie Fitnesscenter oder Yogastudios müssen für die Vermittlung eine Provision zahlen, aber erst ab der vierten Anfrage eines Interessenten pro Monat. Die beiden Gründer formulieren ehrgeizige Ziele: Sie wollen Schnupperkurs.de in weiteren Städten etablieren und bis Ende dieses Jahres 50.000 Kurse auflisten.
Mit der Idee haben sie bereits mehrere Wettbewerbe gewonnen, außerdem werden sie durch Gründerstipendien des Digihub Düsseldorf und der Wirtschaftsförderung unterstützt.
In Sportvereinen müssen sie kaum Überzeugungsarbeit leisten. Schon deshalb: „Jeder zweite, der eine Teststunde absolviert, bleibt dabei und bucht einen Kurs.“ Auch der Tennisclub von Timo Büssemaker profitiert von der neuen Suchmaschine – und freut sich über 32 neue Mitglieder.
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