Text: Florine Gewehr, Foto: Foto: Grezgorz Bieniek
Eines steht fest: Jede Generation tickt anders. Und das, obwohl sich meistens auch Parallelen und Gemeinsamkeiten verschiedener Generationen feststellen lassen. Sich mit den Merkmalen einer Generation zu befassen, ist folglich komplex. Und vor allem Pauschalisierungen sollten in jedem Fall vermieden werden. Das gilt auch für eine Auseinandersetzung mit der Generation Z, über die aktuell sehr häufig gesprochen wird.
Die Generation Z setzt sich aus Digital Natives zusammen, die mit der ständigen Präsenz sozialer Medien aufgewachsen sind.
Claudia Balla, Ausbildungsberaterin und stellvertretende Leiterin für den Bereich der Ausbildungs-Beratung und -Stellenvermittlung
Im Kontext des Fachkräftemangels, der Suche nach neuen Auszubildenden und der Bindung von Mitarbeitenden an das Unternehmen ist das auch zwingend notwendig. Gerade dann, wenn man wissen möchte, wer – und vor allem wie – die Nachwuchskräfte von morgen sind.
Weniger Hierarchie – mehr Selbstbestimmtheit
Was der Generation Z wichtig ist, weiß Claudia Balla. Bei der IHK Düsseldorf ist sie Ausbildungsberaterin und stellvertretende Leiterin für den Bereich der Ausbildungs-Beratung und -Stellenvermittlung. Weil eine ihrer Aufgaben darin besteht, sowohl die Auszubildenden als auch die ausbildenden Personen zu beraten, muss sie die Perspektive beider Gruppen einnehmen können und wissen, was es braucht, damit eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe möglich wird. Genau diese sei den Gen Z-lern nämlich besonders wichtig, sagt sie, und erklärt: „Die Generation Z setzt sich aus Digital Natives zusammen, die mit der ständigen Präsenz sozialer Medien aufgewachsen sind. Auf Social Media ist es außerdem normal, dass man seine persönliche Meinung immer – und ohne große Hürden – kommunizieren kann. Und das möchte die Generation Z nicht nur im privaten Bereich, sondern auch im Job für sich in Anspruch nehmen können.“ Das Resultat seien ein gering ausgeprägtes Hierarchie-Bewusstsein sowie der dringende Wunsch nach Mitsprache und Selbstbestimmtheit – und das bereits während der Ausbildung.
Von Wissensvermittlern zu Methodenspezialisten
Ein modernes Ausbildungskonzept müsse diesen Ansprüchen Rechnung tragen. Die Rolle der Ausbildenden sei dabei von zentraler Bedeutung. „Ausbilderinnen und Ausbilder übernehmen heute eher die Rolle eines Coaches. Einerseits vermitteln sie nicht mehr nur reines Wissen, sondern zeigen sich offen, wenn es um das Ausprobieren verschiedener Lehrmethoden geht. Oder darum, verschiedene Ausbildungsphasen an die Erwartungen und Bedürfnisse einzelner Azubis anzupassen“, so Balla. Weniger Standardisierung, mehr Individualisierung – und das ganz im Sinne einer „Mitmachausbildung“ – laute die Devise. Umsetzen ließe sich dies im Unternehmenskontext durch eine frühe Übertragung von Verantwortung, zum Beispiel bei der Betreuung eigener Projekte.
Auf die richtigen Werte kommt es an
Bei Computacenter in Ratingen sind Dirk Kucharzewski und seine Kollegin Carina Rönsch neben ihren Tätigkeiten als Technical Team Manager Workplace und Mitarbeitende im Bereich GSBO Senior Service Assistent auch für alle Ausbildungs-Fragen und -Themen verantwortlich. Eine Aufgabe, welcher beide aus Überzeugung und mit sehr viel Herzblut nachkommen. Auch sie beschreiben, wie wichtig jungen Menschen heutzutage – neben dem Aspekt der Selbstbestimmtheit – Werte seien. So ginge es der Generation Z nicht mehr primär um das Gehalt als solches, sondern vor allem um ein respektvolles und soziales Arbeitsklima. Oder anders formuliert: Um das Wohlfühlen am Arbeitsplatz. „Wir passen uns als Unternehmen an die Erwartungen der Generation Z an. Für neue Auszubildende bieten wir zum Beispiel unsere Welcome Weeks an. Das bedeutet: 14 Tage lang haben angehende Azubis die Chance, ein ganzheitliches Onboarding zu durchlaufen, und dabei andere Azubis und weitere Mitarbeitende von Computacenter kennenzulernen“, erklärt Carina Rönsch. Gleichzeitig plane immer einer der vorangegangenen Azubi-Jahrgänge die Welcome Weeks, so Dirk Kucharzewski weiter. Damit sei der Wunsch nach Eigenverantwortung bereits früh berücksichtigt, bekräftigen beide.
Offline-Sein ist keine Option
Auf die Frage danach, was anderen Unternehmen bei der Anpassung an die Gen Z-ler helfen könnte, haben Dirk Kucharzewski und Carina Rönsch schnell eine Antwort parat: „Unternehmen müssen die Transformation wollen und zur Selbstreflexion bereit sein – Angebote gibt es genug. Außerdem ist es wichtig, sich auszutauschen. Wir nutzen dafür zum Beispiel die monatlich stattfindende Ausbildersprechstunde der IHK.“ Wenn man sich zudem darauf einstelle, dass das Handy bei der Generation Z förmlich „festgewachsen“ sei, habe man als Unternehmen gute Chancen auf eine zufriedenstellende Zusammenarbeit, so Dirk Kucharzewski lachend. Man dürfe in diesem Zusammenhang zwar in keinem Fall die Leistungsbereitschaft der Gen Z-ler in Frage stellen, aber es helfe trotzdem, sich zu vergegenwärtigen, dass Offline-Sein für die Generation Z „keine Option“ ist.
Die Generation Z bezeichnet junge Menschen, die zwischen den Jahren 1995 und 2010 geboren sind, wobei die Angabe der Jahre je nach Definition variieren kann. Im englischsprachigen Raum wird die Generation Z auch als Gen Z bezeichnet. Gen Z-ler folgen auf die Generation Y – die so genannten Millenials – und sind wahre Digital Natives: Sie sind bislang die einzigen, die seit der Geburt mit der Nutzung von Smartphones aufgewachsen sind.
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