Wirtschaftsforum im Kreis Mettmann

Aus der IHKWirtschaftsforum im Kreis Mettmann

Text: Gesa van der Meyden, Fotos: Melanie Zanin
Es ist das beherrschende Thema in der Arbeitswelt: der Mangel an Fachkräften und was er für die Zukunft der Wirtschaft bedeutet. „Branchenübergreifend fehlen 53.000 Fachkräfte“, sagte Moderatorin Cosima Gill zum Einstieg in das IHK-Wirtschaftsforum im Kreis Mettmann. Bereits zum 17. Mal trafen sich auf Einladung der IHK Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung, um über ein ausgewähltes Thema zu diskutieren. Die IHK bietet damit den Unternehmen Gelegenheit, ihr Netzwerk nicht nur untereinander, sondern auch mit Politik und Verwaltung zu vertiefen beziehungsweise aufzubauen.
Im Begrüßungsinterview vor den voll besetzten Rängen im Veranstaltungssaal des Landhotel Krummenweg in Ratingen schilderten Désirée Bleckmann, Vize-Präsidentin der IHK Düsseldorf, und Thomas Hendele, Landrat des Kreises Mettmann, wie sich das Problem konkret auswirkt.
„Wir erleben, dass Stellen drei oder viermal ausgeschrieben und trotzdem nicht besetzt werden können“, sagte Thomas Hendele. „Unser Ansatz ist, dass wir den Menschen signalisieren: Wir sind an Euch und Eurem Leben interessiert. Das dreht sich vor allem um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Darum bieten bieten wir Equal Pay, Kita-Plätze und Home-Office“, so der Landrat. Auch Désirée Bleckmann, Prokuristin der BLF Holding GmbH & Co. KG, hält es für zentral, die Bedürfnisse der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt zu stellen. „Wir müssen zuhören und gemeinsam mit den Angestellten nach individuellen Lösungen suchen“, sagte sie.

„Für KI braucht es unbedingt Fachwissen“

Hans Piechatzek, move:elevator GmbH

Bevor das Problem des Fachkräftemangels in einer Panel-Diskussion vertieft wurde, ging es aber um ein anderes zentrales Thema unserer Zeit: Künstliche Intelligenz. In seinem Vortrag „KI im Marketing – warum andere plötzlich so viel schneller sind“, befasste sich Hans Piechatzek, Geschäftsführer der Werbeagentur move:elevator GmbH, mit den Auswirkungen der neuen Technologie auf unsere Arbeitswelt.
Die KI stelle keine Gegenfragen, sondern liefere, was gewünscht sei, und das in erstaunlicher Qualität. Allerdings gebe es auch einige Haken: „Wir können uns nicht in jedem Fall auf die Ergebnisse verlassen. Die KI kann nur zurückgreifen auf bestehendes, und das kann fehlerhaft sein. Es gibt Tools, die regelrecht halluzinieren.“ Darum komme es auf professionelle Prompts, also Eingabebefehle an. „Durch KI können Unternehmen ihre Produktivität massiv steigern, weil sie gewisse Prozesse automatisiert, aber dafür braucht es unbedingt Fachwissen“, betonte Piechatzek.

„Ungezwungene Ansprache auf WhatsApp funktioniert gut bei Jüngeren“

Marcus Prünte, MP Restaurant KG

Fachwissen über Unternehmens- und Mitarbeiterführung gab es auch bei der anschließenden Diskussion unter dem Titel „Was Unternehmen bereits konkret tun, um Arbeitskräfte zu finden, zu entwickeln und zu binden“. Inge Bauer, Geschäftsführerin der Bauer & Böcker GmbH & Co. KG, Rainer Gölz, Geschäftsführer der WITTE Automotive GmbH, Marcus Prünte, Gesellschafter der MP Restaurant KG, Frank Winter, Director Human Ressource der Timocom GmbH, Britta Worbs, Geschäftsführerin der AAC Kabelbearbeitungssysteme GmbH und Hans Piechatzek tauschten sich über ihre Ansätze aus.

Remote-Arbeit, Fitnessstudio-Abo oder Obst im Pausenraum seien heute selbstverständlich, doch es müsse auch ein Umfeld geben, das Vertrauen und damit Identifizierung mit dem Unternehmen schafft. „Wir müssen die Mitarbeitenden bei unseren Entscheidungen einbinden und auf ihre Wünsche eingehen“, sagte Frank Winter. Beim Anwerben seien soziale Netzwerke inzwischen ein wichtiger Faktor. „Wir liefern dort authentische Geschichten aus dem Arbeitsalltag“, erklärte Marcus Prünte. Das erzähle den Menschen viel mehr über die Unternehmenskultur als eine bloße Stellenausschreibung. Auch eine ungezwungene Ansprache auf WhatsApp funktioniere gerade bei Jüngeren gut, die Nutzung von Karriere-Netzwerken wie LinkedIn ist für alle Panel-Teilnehmer selbstverständlich.

Kreative Vorschläge beim Wirtschaftsforum der IHK

Die beste Methode zum Finden, Entwickeln und Binden von Fachkräften sei Wertschätzung, sagte Inge Bauer. „Als ich bemerkt habe, dass eine Mitarbeiterin aus dem kaufmännischen Bereich viel lieber kreativ arbeiten wollte, habe ich ihr ein MacBook geschenkt, und heute macht sie unsere Kataloge“, erzählte die Chefin. „Super Entscheidung, die Kataloge sind großartig“, lobte Kollege und Fachmann Hans Piechatzek. Zuhörerin Philine Cremer, Partnerin der Searchery GmbH, nimmt viel mit vom 17. IHK-Wirtschaftsforum. „Es gab viele kreative Vorschläge, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Ich finde solche Treffen wichtig, um sich auszutauschen und neue Perspektiven zu entdecken.“ Ihre Stehtischnachbarin Annette Walz von der Düsseldorf Congress GmbH war zum ersten Mal da und möchte in jedem Fall wiederkommen. „Alle haben so offen und transparent über ihren Arbeitsalltag gesprochen, das hat mir besonders gefallen.“


Beitrag zum Wirtschaftsforum der IHK im Kreis Mettmann 2022 im Online-Magazin der IHK Düsseldorf

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