Auf der Kompakt-Messe „Exoskelette & Co“ in Düsseldorf präsentierten Hersteller innovative Modelle, die Fachkräfte in körperlich anspruchsvollen Berufen entlasten sollen. Veranstaltet wurde die Messe von der IHK Düsseldorf, der Handwerkskammer Düsseldorf und der Regionalagentur Düsseldorf-Mettmann.
Text: Gesa van der Meyden, Foto: Wilfried Meyer; HWK Düsseldorf
Tragen, Heben, Überkopfarbeiten – wer in seinem Job bestimmte Körperregionen auf Dauer einseitig belastet, entwickelt häufig Beschwerden, die zu langen Fehlzeiten oder sogar zum vorzeitige Ausscheiden aus dem Berufsleben führen. Mehr als 25 Prozent aller krankheitsbedingten Ausfälle gehen laut Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung auf Muskel-Skelett-Erkrankungen zurück. Sie sind damit der häufigste Grund für Fehltage in Deutschland und den meisten anderen Industrieländern.
Um dem entgegenzuwirken, präsentierten Unternehmen aus dem In- und Ausland zum dritten Mal ihre Innovationen auf der Messe „Exoskelette & Co“ in den Räumen der Handwerkskammer Düsseldorf. Zehn Hersteller der sogenannten körpergetragenen Assistenzsysteme boten den mehreren hundert Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, die Exoskelette ausgiebig zu testen und Fragen rund um die Produkte zu stellen. Außerdem zeigten auf Arbeitsschutz spezialisierte Anbieter ergonomische Büroeinrichtungen, Hebe- und Transporthilfen und Augmented-Reality-Systeme zur digitalen Darstellung komplexer technischer Probleme.
„Der Einsatz von Exoskeletten bedeutet die Sicherung von Fachkräften“
Ein Forschungsteam des Instituts für Getriebetechnik, Maschinendynamik und Robotik der RWTH Aachen unter der Leitung von Professor Mathias Hüsing stellte den kollaborativen Industrieroboter Cobot vor, eine Art Roboterarm, der per Knöpfen und Joystick gesteuert wird und schwer behinderten Menschen den Weg in den ersten Arbeitsmarkt ebnen soll. Ergänzt wurde die Ausstellung durch Fachvorträge rund um die Themen Inklusion, Arbeitsschutz und Gesundheitsvorsorge. Die Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA), zu denen auch die IHK Düsseldorf zählt, waren mit einem eigenen Stand vertreten und informierten über staatliche Fördermöglichkeiten für Unternehmen, die über die Anschaffung eines Exoskelettes nachdenken.

Noch sind die Assistenzsysteme kein Massenphänomen. Genaue Zahlen über ihre Verbreitung liegen nicht vor. Laut einer Schätzung der Marktforschungsgesellschaft ABI Research sind derzeit weltweit rund 150.000 aktive Exoskelett-Systeme (mit Motor oder anderen Antriebshilfen) und rund 50.000 passive im Einsatz. Die Preise rangieren von knapp 1.000 Euro bis hin zu hohen fünfstelligen Beträgen. Neben verschiedenen Fördermöglichkeiten und einer potenziellen Kostenübernahme durch die Krankenkassen können Exoskelette langfristig mehrere Probleme eindämmen, die ihrerseits hohe Kosten verursachen. „Der Einsatz von Exoskeletten bedeutet die Sicherung von Fachkräften, da sie das Risiko verringern, dass diese frühzeitig krankheitsbedingt aus dem Job ausscheiden müssen. Zudem fördern sie die Inklusion von Menschen mit Handicap, was den Pool an potenziellen Fachkräften für die Unternehmen erweitert und sie als Arbeitgeber attraktiver macht“, sagt Stephan Jäger, Berater für Fachkräftesicherung bei der IHK Düsseldorf.
Vorteile im Bereich der Gesundheitsvorsorge
Darum hat sich auch Ricarda Kleffner, zuständig für Gesundheitsmanagement und Personal beim Logistik-, Umzugs- und Lagerungs-Unternehmen August Bertram GmbH & Co.KG aus Hilden, auf der Messe „Exoskelette & Co“ umgesehen. Am Stand des schwäbischen Unternehmens HUNIC GmbH informierte sie sich über deren Modell SoftExo, das wie ein Rucksack getragen wird, sich individuell an jeden Körper anpasst und ergonomisch so konzipiert ist, dass es schädliche Haltungen sanft korrigiert. „Da unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter häufig schwer heben müssen, wäre der Einsatz eines Exoskelettes für uns durchaus interessant“, sagt die Personalmanagerin. „Es liefert eindeutige Vorteile im Bereich der Gesundheitsprophylaxe und im Binden und Fördern von Personal.“
Ähnlich sieht es auch Johannes Schmitz, selbstständiger Zimmerermeister aus Kaarst und Vorsitzender des Zimmerer- und Holzbauverbandes Nordrhein. „Viele Kolleginnen und Kollegen in unserer Branche leiden irgendwann unter Rückenschmerzen. Um den Job länger machen zu können, brauchen wir Hilfsmittel wie ein Exoskelett. Ich habe heute schon drei Modelle angezogen und fand alle drei sehr vielversprechend.“
Die Messe hat gezeigt, dass das Interesse an Exoskeletten stetig wächst. Während einige Unternehmen bereits in diese Technologie investieren, bleibt es spannend, ob und wann sie sich flächendeckend durchsetzen wird. Klar ist: Sie könnten eine bedeutende Rolle dabei spielen, die Arbeitswelt ergonomischer und inklusiver zu gestalten.