Unternehmensnachfolge: Erfolg bleibt in der Familie

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Text: Jürgen Grosche, Foto: Melanie Zanin
Gesa Hasche kennt das Unternehmen, das ihr Vater Alfred Hasche vor mehr als 20 Jahren aufgebaut hat, von Kindheit an. Nun läuft der Übergabeprozess für die Unternehmensnachfolge. In ihrer Jugend war sie aber zunächst freiberuflich beim Fernsehen tätig und mit Musikbands unterwegs. Die Firma sei da doch sicher zu langweilig für sie, befürchtete ihr Vater. Gesa Hasche sah es anders. Als Herausforderung – Stichwort Steuerrecht – erweist sich nun die Übergabe. Doch alles der Reihe nach.
Die Flowmatic Prozesstechnik GmbH ist in einem speziellen Markt tätig. Sie liefert Lösungen für Fluidsysteme. Vereinfacht ausgedrückt: In Industriebetrieben gibt es häufig komplexe Rohrsysteme für Flüssigkeiten aller Art. In den Rohren kann es zu Pulsationsschwankungen und Rohrleitungsschocks kommen. Flowmatic bietet dafür Pulsationsdämpfer an, die in Druckbehältern Schwankungen ausgleichen.
Die Flowmatic Prozesstechnik GmbH produziert nicht selbst, sondern vertreibt von Düsseldorf aus die Produkte für den italienischen Hersteller in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Als Chemieingenieur konnte Alfred Hasche nicht nur den Vertrieb aufbauen, sondern auch die notwendigen intensiven Beratungen der Kunden übernehmen. Da sind Berechnungen aller Art und Kenntnisse der chemischen Zusammensetzung der Flüssigkeiten nötig. „Dafür braucht man eine naturwissenschaftliche Ausbildung“, sagt Gesa Hasche.


Gesa Hasche im Interview rund um das Thema Unternehmensnachfolge

Foto: Melanie Zanin, Interview: Stefan Schmidt

Sie selbst hat Biologie studiert und bringt damit ebenfalls die naturwissenschaftlichen Grundlagen ein – mit ein Grund, der für sie entscheidend war, ins Unternehmen einzusteigen: „Ich habe mein Wissen nicht erworben, um es nachher ungenutzt zu lassen.“ Aus ihrem freiberuflichen Leben hat sie aber auch einiges mitgenommen. „Ich brauche Freiheit; in einer Konzernstruktur würde ich sterben.“ Sie will ihren Tagesablauf selbst strukturieren können, und sie arbeitet gerne abends – beste Voraussetzungen, um sich als unabhängige Unternehmerin zu betätigen. Die Firma ist zudem überschaubar, hat nur zwei mitarbeitende Kräfte, teils in Teilzeit. „Ich kann so arbeiten, wie andere es sich erträumen“, stellt Gesa Hasche zufrieden fest.
Sie hat sich bereits in die strategischen Arbeiten hineingefuchst. Gerade gestaltet die 39-Jährige den Web-Auftritt neu. Die Buchhaltung liegt in den Händen des Steuerberaters. „Und mein Vater nimmt mir auch noch einiges an Arbeit ab“, sagt sie. Mit 76 Jahren denkt Alfred Hasche aber doch an den Rückzug. Schon sehr früh hat er seine Tochter mit dem Unternehmen vertraut gemacht. Nach dem Abitur übertrug er einen Anteil der Gesellschaft von zehn Prozent auf Gesa Hasche. Bis Oktober dieses Jahres sollen 90 Prozent an sie übergehen. Gesa Hasche zahlt dafür ihren Vater aus.

Knackpunkt Steuerrecht

So weit, so gut. Doch wie so oft steckt auch bei der Unternehmensnachfolge der Teufel im Detail. Die Unternehmensnachfolge und der Übergabeprozess ziehen sich hin, vor allem wegen der Frage: Wie gestaltet man die Auszahlung? Über die wirtschaftliche Seiten waren sich Vater und Tochter schnell einig. „Wir wollen das ohne Kredit bewerkstelligen. Ich zahle die Summe über einen Zeitraum von zehn Jahren.“ Doch welche Summe? Wie ist das Unternehmen zu bewerten? Verschiedene Modelle sind denkbar: Der Vater wird über einen Beratervertrag weiter engagiert. Oder als Angestellter. Oder er bekommt regelmäßige Rentenzahlungen. Doch wie wirken sich die unterschiedlichen Wege steuerlich aus?

Unternehmnesnachfolge


Noch komplizierter werden diese Fragen, weil der Unternehmenswert kaum zu definieren ist. „Wir haben keine Assets“, also keine signifikanten Vermögenswerte in der Bilanz. Der Wert liegt im immateriellen und über Jahrzehnte aufgebauten Wissen. „Wir sind uns unsicher darüber, ob jemand auf dem freien Markt die Firma kaufen würde. Für mich hat sie aber einen immensen Wert“, sagt die Unternehmerin. Fazit aller Überlegungen: „Wir haben keine offizielle Bewertung herausgearbeitet. Ich habe überlegt: Was bin ich bereit zu zahlen, und mein Vater hat sich Gedanken darüber gemacht, was er erwartet und braucht. So haben wir einen Wert ermittelt.“
Und einen der Wege haben die beiden auch bereits ins Auge gefasst: Die Auszahlung erfolgt über eine Leibrente, deren Summe festgelegt wurde. Der Rentenvertrag läuft über zehn Jahre. Steuerrechtlich sei das bereits geklärt. „Ich bin mir noch nicht sicher, ob es die für uns günstigste Lösung ist“, meint Gesa Hasche. Offen sei etwa noch, ob und in welchem Umfang Sozialbeiträge fällig werden. Andere Lösungen seien aber auf jeden Fall ungünstiger. Das Modell Beratervertrag zum Beispiel wäre steuerlich am wenigsten interessant. Ein anderes Modell kreiste um die Idee, eine zweite GmbH zu gründen. „Das hätte sich ebenfalls nicht gelohnt“, sagt Gesa Hasche.

Bei der Unternehmensnachfolge die Zukunft im Blick

Die Übergabe haben Vater und Tochter weiter abgesichert. Im vorzeitigen Todesfalle des Vaters würde Rente an die Mutter weiter gezahlt. Und Gesa Hasche hat die Zahlungen versicherungstechnisch abgesichert, unter anderem mit einer Lebensversicherung. Sie schätzt die lange Übergangszeit bei der Unternehmensnachfolge sehr, bleibt ihr doch die Erfahrung ihres Vaters erhalten. „Er hat seine Erfahrungen über 50 Jahre aufgebaut. Das ist unbezahlbar.“ Auf dem speziellen Gebiet der Prozesstechnik gibt es manchmal komplizierte Fälle, die vielleicht alle fünf Jahre mal auftauchen – selbst solche Fälle wären ihrem Vater vertraut.
Gesa Hasche hat für die Zukunft des Unternehmens schon einige Pläne. Für die Branchenentwicklung insgesamt ist sie positiv gestimmt. Sie sieht großes Wachstumspotenzial, wenn das Unternehmen weitere Produkte ins Portfolio aufnimmt, die zum Geschäft passen. „Ich werde Messen besuchen, mich umschauen, Kontakte knüpfen“, sagt die Unternehmerin und blickt nach vorn.


Weitere Beiträge zum Thema Existenzgründung und Unternehmensnachfolge im Online-Magazin der IHK Düsseldorf

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