Text: Sylvia Rollmann, Fotos: Sylvia Rollmann, IHK
Für die Schülerinnen und Schüler an Berufskollegs in NRW soll der Schritt in den Arbeitsmarkt leichter werden. 133 Übergangslotsen, die im Zuge der Fachkräfteoffensive NRW im Einsatz sind, begleiten interessierte Jugendliche auf der Suche nach dem richtigen Ausbildungsplatz. Mit individuellem Coaching sollen ausbildungsreife Kandidaten schneller vermittelt und offene Ausbildungsstellen leichter besetzt werden können. Denn die gibt es in NRW zur Genüge. Allein im Ausbildungsjahr 2022/2023 blieben laut Arbeitsagentur mehr als 11.500 Stellen unbesetzt.
Landesweit befinden sich rund 10.000 Schülerinnen und Schüler im Übergangssektor der Berufskollegs. Wertvolles Fachkräftepotenzial, das häufig ungenutzt bleibt, denn nicht allen Jugendlichen gelingt der Einstieg ins Berufsleben. Hier setzen die Übergangslotsen an. Gefördert vom Land NRW und der EU, helfen sie bei der Suche nach einem Praktikums- oder Ausbildungsplatz. Sie stellen den Kontakt zu Unternehmen her, unterstützen bei Bewerbungsunterlagen, bereiten auf Einstellungstests und Vorstellungsgespräche vor. Dabei arbeiten sie eng mit Lehrkräften, Schulsozialarbeit und regionalen Institutionen wie der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter und der Kommunalen Koordinierungsstelle zusammen.
„Die Fachkräftegewinnung ist in Nordrhein-Westfalen eine große gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe. Hier ist der Schulterschluss zwischen Schulen, Unternehmen und allen an der beruflichen Ausbildung Beteiligten gefragt“, betonte NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU), die sich mit NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Düsseldorfer Franz-Jürgens-Berufskolleg über die Umsetzung des gemeinsam entwickelten Projektes informierte. „Wir haben in unseren Berufskollegs eine Vielzahl von jungen Menschen, die hervorragende Fähigkeiten mitbringen und unseren Arbeitsmarkt bereichern wollen und werden – doch dafür benötigen sie Orientierung und Hilfe“, so Feller. Sie sei sicher, dass die Übergangslotsen mit ihrer individuellen Begleitung die Potenziale der Schülerinnen und Schüler fördern und ihren Einstieg in die Unternehmen ebnen werden.
„Die Fachkräftegewinnung ist in Nordrhein-Westfalen eine große gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe. Hier ist der Schulterschluss zwischen Schulen, Unternehmen und allen an der beruflichen Ausbildung Beteiligten gefragt“
Dorothee Feller (CDU), NRW-Schulministerin
NRW-Arbeitsminister Laumann betonte die Bedeutung der Fachkräftegewinnung: „Der Fachkräftemangel ist eine große Herausforderung, bietet jedoch auch jungen Menschen die Chance, sich auf dem Arbeitsmarkt zu etablieren. Wir können es nicht hinnehmen, dass so viele ohne berufliche Ausbildung bleiben.“ Es sei entscheidend, abgestimmte und zielgerichtete Unterstützungsangebote bereitzustellen, so Laumann. „Die Übergangslotsen werden hier einen Beitrag leisten, indem sie die jungen Menschen persönlich, individuell und bedarfsorientiert unterstützen.“ Er ermutigte die Betriebe, „aktiv auf die Schülerinnen und Schüler im Übergangssektor zuzugehen und Praktikums- sowie Ausbildungsplätze anzubieten“.
„Der Fachkräftemangel ist eine große Herausforderung, bietet jedoch auch jungen Menschen die Chance, sich auf dem Arbeitsmarkt zu etablieren. Wir können es nicht hinnehmen, dass so viele ohne berufliche Ausbildung bleiben.“
Karl-Josef Laumann (CDU), NRW-Arbeitsminister
Dominik Kaya ist einer von vier Übergangslotsen der IHK Düsseldorf. Er hat im März die Arbeit an zwei Berufskollegs im Stadtgebiet aufgenommen. Ob lockeres Gespräch im Flur oder Einzelcoaching im vor Ort eingerichteten Büro – „viele Schülerinnen und Schüler möchten wissen, wie es für sie beruflich weitergehen könnte. Sie sind sehr motiviert“, berichtet der 28-Jährige. Es gehe darum, herauszufinden, wofür sich die jungen Menschen wirklich begeistern könnten. Während sich viele an vermeintliche Traumberufe klammerten, seien die Vorteile einer dualen Berufsausbildung, die vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen häufig kaum bekannt. „Es ist schön zu sehen, wie glücklich die Jugendlichen sind, wenn sich neue Perspektiven auftun“, sagt Kaya. Denn, so der IHK-Übergangslotse, auch mit einem „krummen“ Lebenslauf stünden beruflich alle Wege offen.
Nina Reimann, seit April ebenfalls Übergangslotsin bei der IHK Düsseldorf, sieht die Vorteile vor allem in der Beratung auf Augenhöhe. „Wir machen keinen Druck und vergeben keine Noten. Mit uns können die Schülerinnen und Schüler ganz offen über ihre Stärken und Schwächen, ihre Wünsche und Ängste sprechen“, erklärt die 33-Jährige. Ziel sei es, Vertrauen aufzubauen, um dann gemeinsam herauszufinden, welcher Ausbildungsplatz am besten zu den individuellen Talenten und Interessen passt. „Viele sind sehr dankbar für dieses Angebot und die neue Chance, die sich ihnen damit bietet“, so Reimann.
Schlechte Schulkenntnisse, mangelnde Motivation, fehlende elterliche Unterstützung bei der Berufsorientierung – die Gründe, warum junge Menschen bei der Lehrstellensuche scheitern, sind vielfältig. Doch auch Dr. Jürgen Holtkamp, Bereichsleiter Ausbildungsberatung, -stellenvermittlung und -projekte bei der IHK Düsseldorf, ist überzeugt: „Mit individueller Unterstützung können mehr Jugendliche eine erfolgreiche Ausbildung absolvieren.“ Die Übergangslotsen könnten die Kooperation von Wirtschaft und Berufskollegs weiter optimieren und Marketing für Bewerber betreiben, die auf den ersten Blick weniger attraktiv erschienen. „Angesichts rückläufiger Bewerberzahlen ist es wichtig, dass Ausbildungsbetriebe alle Potenziale der Fachkräftesicherung ausschöpfen und auch leistungsschwächeren Schulabgängern eine Chance geben“, betont Holtkamp und versichert: „Als IHK stehen wir Unternehmen und Azubis bei allen Herausforderungen beratend zur Seite.“
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