Shoppen am Flughafen

Text: Nina Mützelburg, Fotos: Andreas Endermann
Hinter „Hollmann Buch und Presse“ im Terminal C des DUS Airport wird der A380 von und nach Dubai abgefertigt. Ein guter Standort, findet Geschäftsführer Daniel Seidl, denn so werden auf einen Schlag bis zu 500 Passagiere an dem Bücher- und Zeitschriftengeschäft vorbeigeschleust – kaufkräftige Passagiere mit viel Zeit zum Shoppen am Flughafen. „Sie haben ihr Gepäck bereits aufgegeben und die Sicherheitsschleuse hinter sich gebracht. Dann bummeln sie bis zum Abflug durch das Terminal“, sagt er. Bücher und Zeitschriften in verschiedenen Sprachen, Kopfhörer und Ladegeräte für den Flug oder am Urlaubsort und natürlich diverse Nackenkissen hat Hollmann im Angebot. Seit über 70 Jahren ist das Düsseldorfer Unternehmen am Flughafen vertreten, mittlerweile mit acht Geschäften, darunter sieben im Sicherheitsbereich. Zum Portfolio gehören auch drei Souvenirgeschäfte und der neueste Zuwachs, seit 2019 der Spielwarenladen Sonnenkind. „Vorher hatten wir eine Auswahl Spielwaren in unseren anderen Geschäften. Doch die Nachfrage wurde so groß, dass wir uns entschieden haben, das Angebot auszulagern und zu erweitern“, erklärt Seidl.

Einkaufen zu ungewöhnlichen Zeiten

Beim Konzept hatte der Flughafen, wie grundsätzlich beim dortigen Einzelhandel, ein Mitspracherecht bezüglich Optik, Markenauswahl und Preisgestaltung. Das kann ein Vorteil sein, weiß Sven Schulte, Referent Handel und Stadtentwicklung bei der Industrie- und Handelskammer: „Dadurch entsteht ein einheitliches Konzept und die Händler haben nur einen Ansprechpartner für alle Belange. Das ist zum Beispiel beim Standort Innenstadt anders. Da sind die Händler mehr auf sich allein gestellt und haben innerhalb von Stadt und Verwaltung diverse Ansprechpartner.“ Insbesondere nach Corona freut sich Seidl darüber, dass es mit dem Shoppen am Flughafen wieder bergauf geht. Nur die russischen Passagiere, die nun ausbleiben und immer viel Geld am Flughafen gelassen haben, fehlen den Düsseldorfer Händlern nun. Ab Mai können sie allerdings eine neue Zielgruppe zum Shoppen am Airport für sich gewinnen, wenn von Düsseldorf aus wieder die USA angesteuert werden. „Die Internationalität des Flughafens bringt Kunden aus der ganzen Welt. Das macht den Standort auch für Ketten interessant, die nicht jeder zu Hause direkt vor der Tür hat“, so Schulte. Geöffnet haben die Geschäfte gemäß der Flugzeiten von 4.30 Uhr bis etwa 21 Uhr und das auch an Sonn- und Feiertagen. Kunden, die unter der Woche nur wenig Zeit für Shopping haben, aber dennoch nicht ausschließlich online einkaufen wollen, denen bietet der Flughafen Einkaufsmöglichkeiten auch zu ungewöhnlichen Zeiten.

Hollmann Buch und Presse
Geschäftsführer Daniel Seidl von „Hollmann Buch und Presse“. Das Unternehmen ist seit über 70 Jahren am Flughafen vertreten.

Im Rekordjahr 2019 verzeichnet der Flughafen rund 26 Millionen Passagiere. Mit der Pandemie brach der Wert drastisch ein. 2021 starteten und landeten in Düsseldorf nur noch acht Millionen Passagiere – entsprechend litt das Shoppen am Flughafen und damit der Einzelhandel. Doch nun herrscht im Flughafen wieder Aufbruchsstimmung, meint Flughafensprecher Tankred Stachelhaus: „Im vergangenen Jahr hat der Shoppingbereich am Flughafen schon wieder einen Umsatz von 52 Millionen Euro gemacht. Für 2023 rechnen wir mit 20 Millionen Passagieren, im vergangenen Jahr waren es bereits16 Millionen.“ Zu den Passagieren kommen noch die Bringer und Abholer sowie rund 20 000 am und im direkten Umfeld des Airports Beschäftigte als Zielgruppe von Einzelhandel und Gastronomie. Die Shopping-Mall in der Abflughalle ist zugänglich für alle Flughafenbesucher mit und ohne Ticket. In diesen Bereichen zwischen den Flugsteigen dominiert die Gastronomie sowie die Kette WH Smith mit gleich mehreren Buch- und Zeitschriftenläden. Von einst zahlreichen, haben sich nur wenige Bekleidungsgeschäfte gehalten, darunter Hallhuber und Marc O’Polo. Es herrscht viel Leerstand. „Das ist Corona geschuldet und der Zurückhaltung, die in der Branche momentan insgesamt herrscht. Aber wir sind nach wie vor ein relevanter Standort, der eine hohe Kundenfrequenz bietet“, sagt Commercial Operations-Managerin Pia Klauck. „Düsseldorfer Einzelhändler haben hier die Möglichkeit, mit unserer Unterstützung erfolgreich zu wachsen.“

Shoppen am Flughafen im spannenden Umfeld

Mit neuen Konzepten soll der Bereich zwischen Flugsteig B und C weiter belebt und für Händler interessanter gemacht werden. Viel Geld hat der Flughafen in Instandsetzungs- und Renovierungsmaßnahmen gesteckt. „Wir planen zudem eine neue Gastronomie sowie eine Kinderaktion. So wollen wir auch die Aufenthaltsqualität in diesem Bereich steigern“, erklärt Klauck. „Generell ist der Flughafen Düsseldorf als Airport der Region für Daheimgebliebene ein spannendes Umfeld.“ Events, die die ganze Region ansprechen, wie es sie vor Corona regelmäßig am Flughafen gab, soll es punktuell, wenn auch nicht in der früheren Intensität, insbesondere für Familien wieder geben.
Um auch kleinere Unternehmen oder Start-ups zu überzeugen, sollen sie die Möglichkeit bekommen, mit Pop-up-Stores ihren Erfolg am Flughafen zu testen. Denkbar seien auch Servicepoints und Showrooms, die nicht Umsatz auf der Fläche generieren, sondern Aufmerksamkeit und Erlebnisse schaffen und den Konsum auf einen späteren Zeitpunkt und einen anderen Vertriebsweg schieben. Was Mietpreise und Konzepte angeht, zeigt sich der Flughafen flexibel. Grundsätzlich aber zahlen die Händler neben Miete und Nebenkosten auch noch eine Umsatzbeteiligung. „Wir machen ganz individuelle Angebote und haben uns bisher immer einigen können, wenn wir gemeinsam arbeiten möchten“, sagt Klauck.

Shoppen am Flughafen
Im Shoppingbereich wurde im vergangenen Jahr am Airport schon wieder einen Umsatz von 52 Millionen Euro gemacht.

Von dieser Flexibilität, insbesondere während der harten Lockdown-Zeiten, zeigen sich die Händler nachhaltig begeistert und dankbar. „Wir haben diese harte Zeit nur überstanden, weil der Flughafen uns unterstützt hat und wir gemeinsam durch die Krise gegangen sind“, sagt Mercedes Sànchez vom Blumengeschäft Flores im Ankunftsbereich. Große und kleine Luftballons, in Flugzeugform oder mit „Welcome“-Smiley und viele, viele rote Rosen in kleineren und größeren Sträußen locken das Augenmerk der Vorbeigehenden direkt auf den kleinen Laden. Der Düsseldorfer Familienbetrieb ist eines der ältesten Geschäfte im Flughafen. Gleich nach dem Brand 1996 hat die Familie Sànchez ihn eröffnet. Zielgruppe sind zu 80 Prozent Besucher, die ihre Liebsten vom Flughafen abholen und Passagiere, die Blumen mit nach Hause bringen. Früher gab es eine große Auswahl an verschiedenen Blumensorten und weniger Luftballons. Nun hat sich Flores auf wenige Sorten, hauptsächlich Rosen, spezialisiert. „Rosen und Luftballons sind hier am Flughafen stark gefragt. Wir haben noch eine Filiale in der Düsseldorfer Innenstadt, an der Oststraße. Da ist die Zielgruppe eine andere. Da haben wir das klassische Floristensortiment“, sagt Mercedes Sánchez. Bei dem Konzept stand der Flughafen auch Familie Sànchez helfend zur Seite. „Bei dem Konzept hat der Flughafen uns Profis geschickt, die sonst Geschäfte wie Breuninger beraten“, freut sich Sànchez. Im Vergleich zur Innenstadt sei der Standort am Flughafen ebenso attraktiv aus Händlersicht. „Das Geschäft lohnt sich für uns auf jeden Fall!“ Sie würde sich nur wünschen, dass auch mehr Kunden, die nicht Fliegen oder Abholen, sich zum Shoppen am Flughafen einmal umschauen. „Wir haben hier im öffentlichen Bereich mit dem Vorurteil zu kämpfen, dass hier alles teurer sei als außerhalb des Flughafens. Das stimmt aber nicht“, sagt sie.


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