Yale Yilmaz, Ausbildungslotsin der IHK Düsseldorf, bei einem Azubi-Blind-Date.
Text: Jens van Helden, Fotos: Paul Esser
Es gibt Themen, die sind bei einem Blind-Date schlicht tabu. Das eigene Gehalt und politische Einstellungen gehören ebenso dazu wie die Größe des Autos, mit dem man unterwegs ist. Hier geht es eindeutig mehr um Sympathie, ja die Chemie zwischen den Gesprächspartner muss stimmen. Softskils heißt das auf Neudeutsch. Genau darauf setzt auch die IHK Düsseldorf bei ihren Azubi-Blind-Dates. Die Gesprächspartner sitzen sich – in Corona-Zeit natürlich digital in Videokonferenzen– gegenüber und wissen voneinander so gut wie nichts. Dass das Unternehmen und der oder die Auszubildende zumindest gut zueinander passen könnten, darum haben sich die Ausbildungslotsen der IHK Düsseldorf vorher gekümmert. „Potenzial ist also durchaus vorhanden“, sagt Yale Yilmaz, Ausbildungslotsin bei der IHK Düsseldorf.
Im Blindflug
Nur die Gesprächspartner sind erst einmal im Blindflug unterwegs. Weder weiß der oder die mögliche Auszubildende, um welches Unternehmen es sich handelt, noch kennen die Personalverantwortlichen den beruflichen Werdegang oder die Schulnoten der Jugendlichen. „So gehen beide Seiten ungezwungen in das Gespräch. Auf der einen Seite gibt es keine Erwartungen, die zum Beispiel mit einem bestimmten Firmennamen verbunden sind. Auf der anderen Seite fallen junge Menschen nicht direkt durch das Raster der Personalverantwortlichen “, sagt Jens Peschner, Leiter Berufsbildungsmarketing bei der IHK.
Auch nicht, wenn sie vielleicht keine Top-Schulnote mitbrächten oder schon eine Ausbildung abgebrochen hätten. Fragen nach solchen harten Fakten bleiben in der ersten Gesprächsrunde tabu. „Wir als Ausbildungslotsen sind bei den Blind-Dates zugeschaltet und sorgen dafür, dass diese Regeln auch eingehalten werden“, so Yilmaz. Einen Tag nach den Terminen spricht sie mit beiden Seiten, um auszuloten, ob und wie es weitergeht. Wenn die Softskils gestimmt haben, wird ein weiteres Gespräch oder ein Probearbeitstag vereinbart.
Erfolgreiche Suche
Seit Anfang Juli bietet die IHK dieses Vermittlungsformat an. Und das fällt bei vielen Jugendlichen und Personalverantwortlichen auf fruchtbaren Boden. So wie bei Carina Riewe. „Das passt genau zu unserer Firmenphilosophie zum Thema Ausbildung, bei der der Mensch und nicht die Schulnoten an erster Stelle stehen“, sagt die 38-Jährige. Sie ist bei der ICF International Coiffur Franchising GmbH, der Mod’s Hair Zentrale Deutschland in Düsseldorf, als Assistentin der Geschäftsführung für die Azubis verantwortlich. Gerne hat sie sich auf ein Blind-Date eingelassen und ist prompt fündig geworden. Auf Anhieb überzeugte sie Jasmin Flassak. „Ich wusste vor dem Gespräch nur, dass es um eine Ausbildung im Bürobereich ging“, sagt die 24-jährige Ratingerin. Auf die Idee, sich bei der Deutschlandzentrale des Franchisegebers für Friseursalons zu bewerben, sei sie alleine nie gekommen.
Erste Erfolge
„Das Blind-Date ist eine super Sache. Das erste Gespräch war total entspannt“, sagt Flassak. Für Riewe sind die Blind-Dates der richtige Weg: „Man lernt erst den Menschen kennen und schaut nicht auf die Vorleistungen. So ist man weniger voreingenommen.“ Bei Carina Riewe und Jasmin Flassak jedenfalls hat die Chemie gestimmt, nach dem Blind-Date wurde ein Probearbeitstag vereinbart. Der muss wohl für beide Seiten gut verlaufen sein. Am 1. August startet die junge Frau bei ICF in ihre Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement.
Die Azubi-Blind-Dates der IHK sind Teil ihres Programms „Ausbildungshelden gesucht!“, das in diesem Sommer startete. Dazu gehören auch die IHK-Sommer-Hotline, Webinare für Jugendliche, ihre Eltern und Unternehmen sowie ein digitales Azubi-Speed-Dating.
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