Text: Gesa van der Meyden, Foto: IMS Messsysteme
Die Energiewende stellt besonders das Industrieland NRW vor Herausforderungen. Um den Ausstieg aus der Braun- und Steinkohle und den Übergang hin zur Nutzung erneuerbarer Energien schneller und auch wirtschaftlich verträglicher zu gestalten, gibt es eine Technologie, deren Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist: Photovoltaik (PV).
Um auf die Vorteile hinzuweisen und den Einstieg auch für kleine und mittlere Unternehmen zu erleichtern, hat das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit der IHK NRW, dem Landesverband Erneuerbare Energien NRW sowie der EnergieAgentur.NRW die Kampagne „Mehr Photovoltaik auf Gewerbedächern – Kampagne 2021+“ gestartet.
Zum Auftakt trafen sich Vertreter aller Partner im Ernst-Schneider-Saal der IHK Düsseldorf, um für Photovoltaik-Anlagen zu werben. Andreas Schmitz, Präsident der IHK Düsseldorf, verwies auf die vielen ungenutzten Flächen, insbesondere auf Gewerbedächern, auf denen Unternehmen Strom erzeugen könnten „Das wäre ein wichtiger Baustein für die Energiewende, und es bringt den Unternehmen einen erheblichen Mehrwert.“
„Photovoltaik bedeutet auch einen Imagegewinn im Kampf um junge Fachkräfte“
Gerd Diestler, IHK Düsseldorf
Durch die dezentrale Erzeugung des eigenen Stroms reduzieren die Firmen Kosten, da der Strom aus dem „normalen“ Netz erheblich teurer ist. „Bei Betrieben wird überwiegend tagsüber gearbeitet, genau in der Zeit, wo die PV-Anlage ihren Strom produziert. Somit lassen sich je nach Lastprofil 80 Prozent Eigenstromnutzung realisieren“, betont Carl-Georg Buquoy, Leiter Themengebiet Photovoltaik bei der EnergieAgentur.NRW.
Überschüssigen Strom können die Unternehmen vermarkten und gewinnen damit nicht nur finanziell, sagt Gerd Diestler, Referent Energie und Umweltwirtschaft bei der IHK Düsseldorf. „Es bedeutet für die Unternehmen auch einen Imagegewinn, auf nachhaltige Energie zu setzen. Das kann besonders bei der Suche nach jungen Fachkräften eine Rolle spielen. Wir als IHK stehen beratend zur Seite und helfen, bürokratische Hürden zu überwinden.“
Ein Unternehmen, das bereits erfolgreich auf Energie durch Photovoltaik-Anlagen setzt, ist die Düsseldorfer Hans Brandenburg GmbH, BMW-, MINI- und Kia-Händler. „Als wir 2013 als einer der Ersten begannen, vollelektrische Fahrzeuge für BMW zu vertreiben, wurde auch das Thema Nachhaltigkeit für uns immer wichtiger. Inzwischen haben wir drei PV-Anlagen auf den Dächern unserer Standorte in Düsseldorf, Hilden und Mettmann“, sagt Datenmanager Christian Boes. Damit erzeugt das Unternehmen rund 285.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. „Wir können mit dem Strom aus unseren PV-Anlagen unsere Werkstätten betreiben und E-Autos laden. Die Kosten für die Anschaffung werden sich bei uns nach etwa neun Jahren amortisieren. Es lohnt sich insbesondere deshalb, weil wir den erzeugten Strom unmittelbar selbst verbrauchen.“
Ausrichtung nach Süden
Das hält auch Jörg Börchers, Managementsystembeauftragter des Unternehmens IMS Messsysteme GmbH aus Heiligenhaus, für das entscheidende Kriterium. „Eine Investition lohnt sich, wenn der eigene Strombedarf übers Jahr gesehen mit der PV-Anlage erzeugt werden kann. Die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen wird für die meisten Unternehmen im Vordergrund stehen. Die Investitionskosten müssen nach einer angemessenen Zeit wieder erwirtschaftet sein. Die Amortisationsdauer ist dabei abhängig von der Größe der Anlage (Investitions- und Erhaltungskosten), den Kosten für den Strombezug und die Rückerstattung bei einer Stromeinspeisung.“
Börchers wie auch Boes betonen, dass eine Installation nur sinnvoll ist, wenn einige Standortbedingungen erfüllt sind. Zunächst muss natürlich genug Freifläche auf den Dächern vorhanden sein. Zudem sollte es eine günstige Sonneneinstrahlung geben, etwa durch eine Ausrichtung nach Süden und keine Verschattung. „Schließlich müssen die Investitionen langfristig gesichert sein, zum Beispiel durch Eigenkapital, Kredite von der Kreditanstalt für Wiederaufbau, Förderungen vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle und Förderung durch das Land oder die Kommune“, sagt Börchers. Das ist einer der Punkte, an denen die Kampagne des Landes NRW ansetzt.
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