Nachhaltige Mode im Fokus

Text: Dagmar Haas-Pilwat, Foto: Lars Dargel/The Dorf
Der Wertewandel in der Gesellschaft geht auch an der Mode nicht vorbei. Themen wie Umweltschutz oder faire Arbeitsbedingungen, recycelbare Materialien oder CO2-neutrale Transportbedingungen erzeugen ein Umdenken bei den Verbrauchern. Seitdem coole Mode und Nachhaltigkeit nicht länger ein Widerspruch sind, steigt die Nachfrage nach entsprechenden Produkten auch in Düsseldorf signifikant. Es sind vor allem die vielen Fashion- und Designschaffenden in den kleinen, im gesamten Stadtgebiet verstreuten Ateliers, die mit ihren Ideen einen nachhaltigen Ansatz verfolgen und so die Entwicklung für nachhaltige Mode vorantreiben.
Zum ersten Mal präsentierten sich 15 solcher Düsseldorfer Marken, die Designerinnen und Designer dieser Kollektionen und Produkte bei einem besonderen Pop-up-Markt im nachhaltig revitalisiertem Bilker Bunker. Die erste Ausgabe von „Sustain!“ fand im Rahmen der Winter Edition der Düsseldorf Fashion Days statt – initiiert von der Wirtschaftsförderung. 
„Mit ,Sustain´ schlagen wir einerseits eine Brücke zu bestehenden Formaten wie der ausschließlich Fachbesuchern vorbehaltenen B2B-Messe „Neonyt“ für Mode, Nachhaltigkeit und Innovation im Areal Böhler“, sagte Düsseldorfs Wirtschafts-Dezernent Christian Zaum bei der Eröffnung. „Darüber hinaus ermöglichen wir aber auch neue Zugänge zum innovativen Mode- und Lifestyle-Angebot der Landeshauptstadt, indem wir Kreativen eine Plattform bieten und Nachhaltigkeit für eine breite Zielgruppe erlebbar machen.“ 

Nachhaltige Mode im Bunker

Auf den verschiedenen Ebenen im Bilker Bunker zwischen Beton und Stahl demonstrierten die Ausstellenden eindrucksvoll, wie vielfältig Nachhaltigkeit und nachhaltige Mode sein kann und sie erklärten den zahlreichen Besuchern ihre Konzepte. Hier eine kleine Auswahl:
Altes zu neuem Leben erwecken, darum geht es dem Goldschmiede-Duo Karin Heimberg und Maryvonne Wellen. Sie nutzen ausschließlich recycelte Edelmetalle, Silber und Gold sowie 2-nd-life-Edelsteinen wie Brillanten, die sie in ihrem Mix auf Werkstatt und Showroom am Fürstenplatz zu schlichten Ringe, Armreifen und Ketten verarbeiten. Nicht ohne Grund umsonst haben die Designerinnen ihre Marke „202 Editions“ genannt – jedes Schmuckstück wird ausschließlich in einer auf 202 Exemplare limitierten Auflage in traditioneller Handwerksmanier produziert. „Wir wollen keine Massenware“, heißt es.
Die 28 Jahre alten Zwillingsbrüder Ben und Kurt Etuk gestalten für ihr Angebot Jeans, Hemden, Hosen und Röcke geschlechtsneutral und aus Ladenhütern, sogenannte Deadstocks. Damit sind Restposten gemeint, die nicht verkauft wurden und niemand mehr zu Kleidung verarbeiten wird. „Wir kaufen diese Stoffballen günstig ein und machen daraus, was Neues“, erklären Kurt, der gelernte Bekleidungstechniker, und sein Bruder Ben, Brandmanager. „Wir wollten schon immer etwas bewegen und einen Weg aus der Überproduktion an Kleidung finden.“ Sie gehen sparsam mit den Materialien um, legen Wert auf Handwerkskunst und schaffen mit jedem Teil ein Unikat.

„Das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum wächst“

Sven Schulte, IHK Düsseldorf

„Auch wenn beispielsweise diese Modelle aus Stoffresten gefertigt sind, sind sie nicht günstig“, sagt IHK-Handelsreferent Sven Schulte und ergänzt: „Das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum wächst, doch der hat seinen Preis – für Kunden und den Handel. Einerseits will der Einzelhändler die Nachfrage der Käufer bedienen, andererseits muss der Dreiklang aus ökologischer, sozialer und ökonomischer Nachhaltigkeit bedacht werden.“ Dennoch ist Sven Schulte davon überzeugt, dass nachhaltig produzierte Waren die Zukunft sind und das Angebot in Düsseldorf – einem Standort mit kaufkräftiger Kundschaft – breiter und vielfältiger wird.
Noch sind Modeschaffende wie Marion Strehlow in der Minderheit: Sie verfolgt seit Jahren das Prinzip Weiterentwicklung von Kollektionen und auf Bewährtem aufbauen. Die Auflagen ihrer Kollektionen sind überschaubar und wenn sich ein Teil nicht verkauft, dann nimmt sie es irgendwann wieder auseinander und setzt es neu mit anderen Elementen – wie Denim – wieder zusammen und schon findet es einen Liebhaber.
60 Kleidungsstücke kaufen deutsche Konsumenten im Schnitt jedes Jahr, 40 Prozent der Kleidung wird laut Bundesumweltministerium nie oder nur selten getragen. Ein Unding für Sarah Righetti und Lea Rohe. Nach dem Motto länger tragen, statt wegwerfen, Second statt Neues kaufen, führen die beiden den Online Concept Store „Untold“. Sie denken Vintage (mindestens 30 Jahre alte Teile) anders: Fernab von vollgestopften Läden verkaufen hochwertige gebrauchte Kleidung und Accessoires in nach Farben kuratierten Kollektionen.

Langlebige Unikate

Einzigartig sind die Taschen und Portemonnaies, die die Design-Ingenieurin Jasmin Schmitz herstellt. Das verwendete Leder ist pflanzlich gegerbt, es wird regional in der Toskana produziert und die einzelnen Stücke sind nicht nur Unikate, sondern auch auf Langlebigkeit ausgerichtet. „Das verwendete Leder stammt von Pferden und ist ein Nebenprodukt der Fleischindustrie, das ansonsten auf dem Müll landen würde“, sagt die Gründerin der Marke Monolar und ergänzt: „Während es in der Modewelt derzeit viel darum geht, wie sich Plastik recyceln lässt, das jedoch nie zu 100 Prozent nachhaltig ist, kann Leder so wie andere natürliche Textilien aus Leinen, Baumwolle oder Wolle kompostiert und in die Natur zurückgegeben werden.


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