Text: Ute Rasch, Foto: Unternehmen
Normalerweise hätten im Brauhaus „Zum Schlüssel“ im Dezember fröhliche Zecher dicht an dicht beisammengesessen. Aber was ist schon normal in diesen Zeiten, in denen Corona in den Kneipen das Licht ausknipst? In dieser Situation entzündete die ungewöhnliche Idee eines Düsseldorfer Start-up einen Lichtblick. Und setzte ein Zeichen: für mehr Kreativität in der Krise.
Die „Dankebox“ (gleichzeitig Produkt- und Firmenname) ist vor allem in den Wintermonaten ein Renner. Das Unternehmen bietet verpacktes Dankeschön – für Privatmenschen, die auf die Schnelle ein Mitbringsel suchen, aber vor allem für Firmen, die Kunden und Mitarbeitern ihre Wertschätzung zeigen möchten – mit möglichst geringem Aufwand. Den übernehmen die Macher der „Dankebox“. Sie füllen kleine Kartons mit elf verschiedenen Köstlichkeiten – ob Schokoladen-Trüffel aus Piemont, Marmeladen aus der Lüneburger Heide oder Killepitsch mit Löwensenf aus Düsseldorf – und verschicken sie mit individueller Grußbotschaft direkt an den Empfänger.
„viel besser, als zuhause zu sitzen“
Günter Hebecker, Köbes im „Schlüssel“
Da Weihnachtsfeiern in diesem Corona-Winter tabu waren, suchten viele Unternehmen nach Alternativen, ihren Mitarbeitern ein Dankeschön zu sagen. „Und deshalb ging bei uns die Nachfrage durch die Decke“, sagen die beiden Gründer Alexander Hoyer und Wilhelm Meyer. Ein Düsseldorfer Unternehmen hatte allein 7.000 Dankeboxen geordert. Mit ihren Partnern (die Kartons werden in Werkstätten für Menschen mit Behinderung gefertigt) konnten sie die Nachfrage nicht mehr bewältigen. Und so entstand die Idee, das menschenleere Brauhaus als neue Kommandozentrale und Packzentrum zu nutzen – und die beschäftigungslosen Köbesse aus der Kurzarbeit zu holen.
Deshalb saß Günter Hebecker, seit zehn Jahren Köbes im „Schlüssel“, gemeinsam mit einem Dutzend Kolleginnen und Kollegen an den blankgescheuerten Tischen, faltete Kartons und fand das „viel besser, als zuhause zu sitzen“. Das Brauerei-Team bestückte und verpackte – alle mit Maske und auf Abstand – 1.500 Dankeboxen pro Tag. Auch Brauerei-Chef Dirk Rouenhoff war froh über die ungewöhnliche Kooperation: „Endlich ist wieder Leben im Haus.“
Business mit den „Tränen des Atlas“
Der Start war vielversprechend: Anfang 2019 gründete Halima Pflipsen ein Business, das mit den Aromen Afrikas gewürzt war – die marokkanische Kochschule „Taste Morocco“. Neben regelmäßigen Kursen organisierte sie Events für private Freundeskreise und Unternehmen, die gern ihre Betriebs- und Weihnachtsfeiern an den Herd verlegten. „Denn nirgendwo klappt der Austausch zwischen Menschen so perfekt wie in einer Küche und beim gemeinsamen Essen“, weiß die Gründerin, die in einem Dorf im Nordosten Marokkos aufwuchs – umgeben vom Duft der Orangenplantagen.
Sie traf offenbar den Geschmack ihrer Kunden – und war schnell bis zum Ende ihres ersten Business-Jahres ausgebucht. Aber dann kam Corona. Kochen auf Abstand, kochen mit Maske: undenkbar. Doch Stillstand ist nicht ihre Sache, also tüftelte sie an einem neuen Konzept. Und dann half ihr ein glücklicher Zufall auf die Sprünge zum Neustart: Der alte Tanzpalast des „Fleher Hof“, direkt neben ihrer Kochschule, sollte mit neuem Leben gefüllt werden – und Halima Pflipsen griff zu. Sie eröffnete einen Concept-Store mit Spezialitäten aus ihrer Heimat – vom Atlasgebirge bis zur Meeresküste.
Handverlesene Köstlichkeiten
Wo früher die Garderobe und der Gästeempfang waren, steht heute ein Verkaufstresen aus den 1950-er Jahren. In schlichten weißen Regalen sind handverlesene Köstlichkeiten zu finden: Mandelmus und Dattelsirup („toll zum süßen, auch für die vegane Küche“), das berühmte Arganöl, das ausschließlich in Marokko gewonnen wird und von einer Frauenkooperative stammt. Und rosa Salzkristalle, der aus einem alten Brunnen geschöpft und an der Sonne getrocknet werden: „Tränen des Atlas“.
Und dazwischen Halima Pflipsen, die ihren Kundinnen die Geschichten ihrer Produkte und von den Menschen, die dahinterstecken, erzählt. Von den Gründerinnen des Labels „Chabi Chic“, die die Initiative „Save the Medina“ gegründet haben und alte Handwerkskunst aus Marrakesch nach Düsseldorf verschicken, darunter edle Keramik, die den Spagat zwischen Tradition und Moderne mühelos überwindet. Oder von den Glasbläsern, die klassische Teegläser und Krüge ausschließlich aus recyceltem Glas produzieren. Und über die Duftkerzen, die in Raffia-Hüllen stecken, der alten Webtechnik aus Naturbast. Nebenbei hat die Gründerin in den letzten Wochen auch einen Online-Shop gegründet – für den garantiert virenfreien Einkauf in Corona-Zeiten.
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