Text: Gesa van der Meyden
Das geplante Hochhaus Twist am Kennedydamm 55 in Düsseldorf ist durch seine spezielle Bauweise, die das Gebäude leicht „verdreht“ wirken lässt, ohnehin außergewöhnlich. Doch noch etwas soll den Turm von anderen abheben: ein Landeplatz auf dem Dach für Lufttaxis und Drohnen. „Auch in Düsseldorf wollen wir gemeinsam mit der Stadt das Thema Flugtaxis als unverzichtbarem Bestandteil der Klima- und Verkehrswende vorantreiben und einen Vertiport auf dem im Rahmen des laufenden B-Planverfahrens für das am Stadttor Nord geplante Landmark ,Twist‘ realisieren“, sagt Dr. Wulff Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter des verantwortlichen Unternehmens Aengevelt Immobilien.
Es wäre ein wichtiger Schritt zur Schaffung der nötigen Infrastruktur für ein Verkehrsmittel, dass Politiker, Investoren und Unternehmer rund um den Globus gleichermaßen fasziniert. Weit über 100 Projekte zur Förderung und Entwicklung des autonomen, batteriebetriebenen Luftverkehrs gibt es weltweit und auch in Düsseldorf beschäftigen sich Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft mit dem Thema. „Lufttaxis können in Zukunft eine sinnvolle Ergänzung des bestehenden Verkehrsnetzes sein, etwa als Zubringer zu und Verteiler von großen Flughäfen, aber auch als Netzwerkstandort unabhängig vom kommerziellen Luftverkehr“, sagt Marcus Schaff, Sprecher des Düsseldorfer Flughafens.
Linienverbindungen mit Lufttaxis
Aktuell tausche sich der Flughafen mit den zuständigen Behörden und verschiedenen Unternehmen, etwa dem Münchner Startup Lilium, über die Machbarkeit eines Service mit Lufttaxis am Airport aus. „Dabei werden alle relevanten Aspekte in diesem Zusammenhang geprüft, etwa welche Infrastrukturanforderungen an das vorgesehene Parkhausdach notwendig sind oder welche rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen. Daneben braucht es aber auch eine Infrastruktur für die Gewährleistung der Sicherheit, für einen geregelten Passagierprozess und für das Aufladen der Batterien“, so Schaff. Einen genauen Termin, wann das erste Lufttaxi vom Airport abhebt, könne er daher nicht nennen. „Wir sind aber in enger Abstimmung mit dem NRW-Verkehrsministerium.“
Thomas Vieten, Verkehrsexperte bei der IHK Düsseldorf, geht davon aus, dass erste Linienverbindungen schon von dem Jahr 2030 an Realität werden könnten. „Dafür sprechen die hohen Investitionen aus Wirtschaft und Politik, die auch daran interessiert ist, Know-How zu schaffen, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen.“ Allerdings gelte das eher für Strecken, die einzelne Regionen miteinander verbinden, beispielsweise den Flughafen im niederrheinischen Weeze mit dem Airport in Düsseldorf. „Solche Punkt-zu-Punkt-Verbindungen könnten den ÖPNV entlasten. Auch als Alternative im Güterverkehr sind Drohen und Lufttaxis denkbar. Für ein kompaktes innerstädtisches Netz fehlen die nötigen Landeplätze. Das halte ich noch für Zukunftsmusik.“
„Kein ,Hüpfen‘ von Stadtteil zu Stadtteil“
Auch Michael Mühlin, Geschäftsführer von Rhein-Taxi, glaubt nicht daran, dass es in der Stadt in absehbarer Zeit „wie in Science-Fiction-Filmen überall Start- und Landepunkte gibt. Es wird ein Nischenprodukt sein für ein bestimmtes Klientel aus dem Manager-Segment, das festgelegte Strecken benutzt. Ein ,Hüpfen‘ von Stadtteil zu Stadtteil für die breite Masse kann ich mir nicht vorstellen.“ Lufttaxis werde das klassische Taxi also nicht ersetzen, allerdings könnte das Auto-Taxi an ausgesuchten Standpunkten im Stadtzentrum warten und die „letzte Meile“ zum eigentlichen Ziel, zum Beispiel dem privaten Zuhause, übernehmen.
Vorher müssten aber noch Aspekte wie Luftsicherheit und Lärmbelästigung untersucht werden. „Das Verkehrsministerium geht davon aus, dass es noch mindestens 15 Jahre dauert, bis ein solches Szenario realistisch ist“, sagt der Taxi-Unternehmer. Ein anderes Projekt möchte er dagegen mit dem Ministerium schon kommendes Jahr angehen: das autonom fahrende Taxi. „Wir arbeiten an Lösungen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und sind optimistisch, schon Ende kommenden Jahres ein solches Fahrzeug einsetzen zu können.“
Mehr zum Thema Stadt der Zukunft im Online-Magazin der IHK Düsseldorf
Fragen, Anregungen oder konstruktive Kritik zum Online-Magazin der IHK Düsseldorf? Wir freuen uns auf Ihre E-Mail.
Die Redaktion