Lhoist zielt auf Klimaneutralität

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Text: IHK-Redaktion, Foto: Anna Schwartz
Wer das Wort „Everest“ hört, denkt unwillkürlich an den höchsten Berg der Erde. Das Wort bezeichnet aber auch ein Projekt, das man sich beim größten Kalkwerk Europas, dem Werk Flandersbach der Lhoist Germany Rheinkalk GmbH in Wülfrath, vorgenommen hat. Auch wenn das Unternehmen im Wortsinne gewohnt ist, Berge zu versetzen, hat dieses Projekt ein besonderes Kaliber: Gemeinsam mit der Projektpartnerin Air Liquide soll die Umsetzung einer großindustriellen Anlage zur Abscheidung von Kohlendioxid realisiert werden. Mehr als eine Million Tonnen CO2 -Emissionen pro Jahr könnte zukünftig vermieden werden. Und das ist ein Berg: Es entspricht dem CO2-Ausstoß von knapp 750.000 Kleinwagen, die pro Jahr 15.000 Kilometer in Deutschland unterwegs sind. Der Projektname „Everest“ ist also gerechtfertigt.
Die Idee von „Everest“: Bei der Kalkherstellung entstehen große Mengen an CO2, die aufgrund der chemischen Prozesse zu zwei Dritteln nicht vermeidbar sind. Mit dem geplanten Projekt sollen diese CO2-Emissionen aufgefangen und langfristig in CO2-Lagerstätten in der Nordsee gespeichert werden. Der Prozess wird als Carbon Capture and Storage (CCS) bezeichnet. Das passt zu den Zielen des EU-Innovationsfonds: Er will innovative Lösungen zur Dekarbonisierung der europäischen Industrie fördern, diese erfolgreich auf den Markt bringen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verbessern.

Ein wichtiger Schritt

Beim Vergabeverfahrens können Unternehmen Vorschläge für Großprojekte einreichen, die Lösungen zur Dekarbonisierung industrieller Prozesse in Europa vorsehen. Im Anschluss werden die Projekte durch ein Expertengremium auf ihre Förderfähigkeit unter anderem nach Auswahlkriterien wie Wirksamkeit der Vermeidung von Treibhausgasemissionen, Innovationsgrad oder Kosteneffizienz geprüft und bewertet.
Und hier hat das Projekt „Everest“ vollauf überzeugt: Es hat neben sechs weiteren Großprojekten in Deutschland erfolgreich die Vorauswahl zur Förderung aus dem EU-Innovationsfond bestanden. Insgesamt wurden in dem Vorauswahlverfahren 41 Projekte aus 15 EU-Ländern aus allen Industriebereichen mit einem Fördervolumen von rund 3,6 Milliarden Euro bestimmt. 293 Projekte hatten sich um die Förderung beworben.
„Es ist ein toller Erfolg, dass wir mit unserem Projekt die Chance einer Förderung erhalten. So kommen wir der klimaneutralen Kalkproduktion im größten Kalkwerk Europas einen wichtigen Schritt näher“, sagt Thomas Perterer, Geschäftsführer der Lhoist Germany Rheinkalk GmbH. Dort wird nun in die detaillierte Planung eingestiegen, um eine Entscheidungsgrundlage für eine mögliche Investition in eine großtechnische Anlage zur Abscheidung des bei der Kalkproduktion am Standort Wülfrath anfallenden Kohlendioxids zu erarbeiten.

Nominierung für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis
Ein weiterer Erfolg für das Engagement von Lhoist in Sachen Nachhaltigkeit: In diesem Jahr prämiert der Deutsche Nachhaltigkeitspreis in Zusammenarbeit mit der DIHK, dem Bundesumweltministerium und weiteren Partnern erstmals die Vorreiter der Nachhaltigkeit in 100 Branchen. Lhoist gehört zu den Nominierten aus der Rohstoffbranche, die die Jury ausgewählt hat.

Zwei innovative technische Ansätze werden parallel verfolgt, um Kalk klimaneutral zu produzieren: Zum einen soll ein Teil der aktuellen Ofenflotte mit einer Abscheideanlage für CO2 ausgestattet werden, zum anderen einige ältere Öfen durch solche mit einer neuen Brenntechnologie für Kalkstein und einer adaptierten CO2-Abscheidung ersetzt werden. Die erfolgreiche Demonstration der großtechnischen Realisierung beider Wege könnte die Dekarbonisierung der Kalkindustrie beschleunigen.
Hier kommt dann der Partner Air Liquide mit seiner langjährigen Erfahrung ins Spiel. Mit bereits in anderen Industrien bewährten Technologien kann das CO2 aus dem Kalkstein eingefangen, verflüssigt und weitertransportiert werden. Dabei wird das Projekt nach Kräften unterstützt. „Wir freuen uns sehr über diesen Erfolg unseres Partners Lhoist. Gemeinsam können wir einen weiteren wichtigen technologischen Beitrag zur Dekarbonisierung der Industrie in Nordrhein-Westfalen leisten“, so Gilles le Van, Vice President Large Industries und Energy Transition für Air Liquide Central Europe.

Ein Meilenstein für Lhoist

Die IHK Düsseldorf freut sich über den Erfolg des Projekts in der wichtigen Vorauswahl des EU-Innovationsfonds. „Das Beispiel zeigt, wie durch Engagement und Innovationsgeist eine Million Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr vermieden werden können. Wir drücken der Lhoist GmbH weiterhin die Daumen! Als Unternehmen und Arbeitgeber der Region setzt Lhoist mit seinem Vorhaben neue Maßstäbe bei der Dekarbonisierung der Kalkindustrie“, so Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. Auch aus diesem Grund hatte die IHK das Projekt gemeinsam mit anderen Akteuren in einem Unterstützungsschreiben („Letter of Support“) im Bewerbungsprozess um die Fördermittel unterstützt.
Der Förderbescheid der EU-Kommission wäre ein Meilenstein für das Unternehmen in Richtung klimaneutraler Produktion und ein wichtiges Signal für die erfolgreiche Transformation der Industrieunternehmen in Nordrhein-Westfalen und Deutschland. Nach der erfolgreichen Vorauswahl wird eine Entscheidung der Kommission über die Förderung für Ende 2023 erwartet.

Ein Interview mit Thomas Perterer, Geschäftsführer der Lhoist Germany Rheinkalk GmbH, zu den Möglichkeiten einer klimaneutralen Kalkproduktion im Online-Magazin der IHK Düsseldorf

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