Kunst, Design, Werbung und Games – in Düsseldorf ist die Kultur- und Kreativbranche ein zentraler Wirtschaftsfaktor. Der Verein Kreativwirtschaft Düsseldorf, die IHK und zahlreiche Unternehmen arbeiten gemeinsam daran, die Stadt als kreativen Hotspot Europas zu etablieren.
Text: Simone Fischer; Foto: Designfaktum, Vorstandsfoto: Kreativwirtschaft Düsseldorf e.V.
Von außen betrachtet ist Kreativität oft unsichtbar. Doch in Düsseldorf ist sie längst ein wirtschaftlicher Motor. Malerei, Skulpturen, Installationen – sie stehen nicht nur in Museen oder Ateliers. Sie sind Teil eines viel größeren Gefüges: der Kultur- und Kreativwirtschaft. Und die ist in der Landeshauptstadt nicht nur präsent, sondern ein echter Standortvorteil: „Insgesamt 32.520 Personen sind in der Düsseldorfer Kultur- und Kreativwirtschaft beschäftigt. Das entspricht rund sechs Prozent aller Erwerbstätigen in der Stadt“, sagt Benjamin Arndt, Vorsitzender des Vereins Kreativwirtschaft Düsseldorf und Kommunikationsdesigner. Damit liegt Düsseldorf deutlich über dem Landesdurchschnitt von Nordrhein-Westfalen (NRW), der bei etwa drei Prozent liegt. Arndt bezieht sich auf Daten aus dem aktuellen KomKuK Kreativbericht der Wirtschaftsförderung Düsseldorf.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Düsseldorf ist kreativ. Und wirtschaftlich profitiert die Stadt in hohem Maß davon. Denn die Kreativwirtschaft ist breit aufgestellt: Insgesamt umfasst sie elf Teilmärkte. Im Jahr 2023 erzielte die Branche, zu der rund 13 Prozent der Düsseldorfer Unternehmen gehören, einen Umsatz von rund 9,5 Milliarden Euro – ein beachtlicher Anteil am städtischen Gesamtumsatz. Besonders stark sind die angewandten Kreativberufe: der Werbemarkt sowie die Software- und Games-Industrie. Und auch die bildende Kunst mit ihren Sparten Malerei, Skulptur und Installation spielt eine bedeutende Rolle – nicht zuletzt als Impulsgeberin für den Handel, die Gastronomie oder die Hotellerie. Große Ausstellungen im Kunstpalast etwa ziehen zehntausende Besucher an und generieren zusätzliche Umsätze über die Kultur hinaus.
Kreativität: Eine C-Level-Kompetenz
Daher ist Kreativität für Arndt mehr als ein weicher Standortfaktor, sondern ein zentrales strategisches Element. „Es geht darum, neue Welten zu entdecken, interdisziplinär zu denken, anwendungsfreundlich andere Lösungswege zu finden, um Vertrauen zu stärken und neue Geschäftsmodelle zu erschließen.“ Kreativität sei ein immaterielles Gut. Eines, das man nicht sehen, aber deutlich spüren könne, vor allem in seiner ökonomischen Wirkung. Gerade in Zeiten großer Veränderungen brauche es kreative Ansätze. Deshalb müsse Kreativwirtschaft als C-Level-Kompetenz verstanden werden, also als strategische Kernfunktion in Unternehmen.
Seine Vision: Düsseldorf als kreativer Nährboden, der Talente anzieht, Innovationen hervorbringt und Wirtschaftskraft generiert. Andere Städte wie Eindhoven oder Berlin machen es mit Veranstaltungen wie der „Design Week“ vor und entfalten europaweit Strahlkraft. „Zur Design Week in Eindhoven ist die Stadt ausgebucht, Hotels sind voll, in der Gastronomie gibt’s kaum einen Platz. So ein Event zieht kreative Köpfe aus ganz Europa an“, sagt Arndt. Arndt sieht auch in Düsseldorf großes Potenzial für solch kreative Leuchttürme. Hier existieren bereits Formate wie „Beyond Tellerrand“, eine renommierte Digitalkonferenz mit Fokus auf Design und Webtechnologie, oder die inspirierenden „CreativeMornings“, eine internationale Eventreihe mit Vorträgen aus der Kreativszene. „Diese Veranstaltungen bereichern den Standort und zeigen, was für ein kreativer Innovationsgeist in der Stadt steckt“, sagt Arndt. Perspektivisch ließe sich darauf aufbauen, um Düsseldorf als internationalen Hotspot noch stärker zu positionieren.
IHK Düsseldorf als Partnerin der ersten Stunde
Ein wichtiger Baustein für die kreative Entwicklung ist die Zusammenarbeit mit anderen Wirtschaftsakteuren wie der IHK Düsseldorf. Sie war von Anfang an auch eine Impulsgeberin des Vereins. „Durch ein Kreativfrühstück kam der Stein ins Rollen“, erinnert sich Arndt. Bei diesen Veranstaltungen vernetzen sich Kreativunternehmerinnen und -unternehmer, tauschen sich aus und diskutieren Herausforderungen – etwa den Mangel an Nachwuchskräften, die geringe Sichtbarkeit der Branche oder den Umgang mit Künstlicher Intelligenz.
„Das Kreativfrühstück ist unser Signal: Wer die Kultur- und Kreativwirtschaft in Düsseldorf und dem Kreis Mettmann stärken will, muss den Austausch fördern, Sichtbarkeit schaffen und gemeinsam Lösungen entwickeln“, betont Tina Schmidt, Referentin für Tourismus, Kreativwirtschaft und Digitales bei der IHK. Die Industrie- und Handelskammer versteht sich dabei als aktiver Partner – etwa bei der Nachwuchsgewinnung oder beim Austausch mit anderen Industriezweigen. „Die IHK ist für uns ein wichtiger Partner – in der Ausbildung genauso wie bei der strategischen Entwicklung des Standorts“, sagt Arndt. „Es geht darum, Düsseldorf als lebenswerte, wirtschaftlich starke und kreative Stadt weiterzuentwickeln.“
Darüber hinaus tauschen sich Mitglieder der Kreativwirtschaft Düsseldorf e.V. auch mit Hochschulen aus, um frühzeitig in Kontakt mit jungen Talenten zu treten. Ziel ist es, Absolventinnen und Absolventen nicht nur auszubilden, sondern auch langfristig in der Region zu halten.
Mehr Raum für Kreativität
Düsseldorf zeigt, wie wirtschaftlich tragfähig kreative Arbeit sein kann: Mit dem Verein Kreativwirtschaft Düsseldorf, der aktiven Rolle der IHK sowie dem Engagement zahlreicher Unternehmerinnen und Unternehmer entstehen neue Netzwerke, Formate und Ideen. Damit aus stiller Kreativität eine laute Botschaft wird: Düsseldorf gestaltet Zukunft – kreativ und wirtschaftlich.
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