IHK vermittelt zwischen Wirtschaft und Politik

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Text: Thomas Reuter, Fotos: Hans-Jürgen Bauer
Der Mount Everest ist der höchste Berg der Erde und für Bergsteiger eine massive Herausforderung und Kraftanstrengung. „Everest“ heißt auch das Klimaschutzprojekt von Lhoist Germany Rheinkalk und ist nicht minder anspruchsvoll: die Abscheidung von CO2, um dieses zu speichern oder weiter zu verwerten. Es hat dem Wülfrather Unternehmen die Nominierung zum „Vorreiter-Unternehmen der deutschen Wirtschaft“ im Deutschen Nachhaltigkeitspreis eingebracht – und stetig steigendes Interesse. Auch aus der Politik.

Everest – heißt das Klimaschutzprojekt von Lhoist Germany Rheinkalk

Aus diesem Grund hat die IHK Düsseldorf das Unternehmen Lhoist mit Henning Höne, Landesvorsitzender der FDP NRW, an einen Tisch gebracht. Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen betont: „Wenn man von einem spannenden Projekt sprechen kann, dürfte dieses von Lhoist ganz weit oben anzusiedeln sein, weil es bahnbrechend sein könnte. Als IHK haben wir ein Interesse daran, Menschen und Entscheider dafür zu begeistern. Auch deswegen bringen wir Politik und Wirtschaft zusammen.“ Und Alexia Spieler, Vorsitzende der Geschäftsführung von Lhoist Germany, freut sich darüber: „Wir können jede Unterstützung gebrauchen, um dieses Vorhaben realisieren zu können.“ Dabei gehe es, wie sie hervorhebt, nicht nur um die Finanzierung, sondern auch den Aspekt Zeit.

Großes Projekt, großes Interesse – das Klimaschutzprojekt „Everest“ von Lhoist

Kalk aus Wülfrath ist unverzichtbarer Bestandteil der europäischen Wertschöpfungskette und wird unter anderem im Umweltschutz, der Stahl- und Bauindustrie eingesetzt.  Das im Kalkstein natürlich gebundene CO2 wird im Brennprozess zu Branntkalk freigesetzt. Lhoist hat das Ziel, den Standort Wülfrath-Flandersbach – Europas größtes Kalkwerk steht dort –  bis zum Jahr CO2-neutral zu machen.

MIt dem Leuchtturmprojekt – Everest – plant Lhoist die Produktion von „grünem Kalk“

Gelingen soll das eben mit dem Leuchtturmprojekt „Everest“. Mit diesem plant Lhoist die Produktion von „grünem Kalk“ und will somit „maßgeblicher Bestandteil einer klimafreundlichen Industrie“ werden, wenn beispielsweise die Transformation zur Herstellung von grünem Stahl und klimafreundliches Bauen gelingen soll, wie Dr. Martin Volmer, Senior Manager CO2-Transformation, sagt.

Lhoist beabsichtigt, den Traditionsstandort in Wülfrath klimafreundlich umzubauen. Mehr als eine Million Tonnen CO2 sollen eingespart werden. Auf rund eine Milliarde Euro beziffert Volmer den Investitionsbedarf: für den Bau neuartiger Öfen zum Brennen von Kalkstein sowie für eine CO2-Abscheideanlage, die das aus dem Kalkstein entweichende CO2 auffängt. Die EU hat eine Förderung in dreistelliger Millionenhöhe avisiert.

Die Einsparung soll gelingen, in dem zum Beispiel auf fossiles Brennmaterial verzichtet wird, alternative Brennstoffe eingesetzt werden.

Wesentlich aber ist es, die beim Brennprozess entstehende CO2-Menge „aufzufangen“. Das Kohlendioxid wird sodann separiert und verflüssigt. Projektpartnerin ist hier Air Liquide. So verflüssigt lässt sich das CO2 transportieren und weiter verwerten oder speichern. Langfristig, so der Plan, soll es in CO2-Lagerstätten in der Nordsee gespeichert werden.

Doch wie werden diese Lagerstätten angesteuert? Idealerweise, sagt Volmer, wäre dafür eine zu errichtende Pipeline. Diese zu planen, zu genehmigen und zu errichten nehme viel Zeit in Anspruch. Er gehe daher davon aus, dass das CO2 zunächst aus Flandersbach mit dem Zug zu den Häfen – wie Rotterdam, Antwerpen oder Wilhelmshafen – gebracht werde. „Ein riesiger Aufwand. Zwei Transporte am Tag wären nötig, die Züge wären hunderte Meter lang.“

„Der unternehmerischen Aufgabe stellen wir uns sehr gerne mit Leidenschaft und Überzeugung“

Alexia Spieler, Vorsitzende der Geschäftsführung von Lhoist Germany

„Der unternehmerischen Aufgabe stellen wir uns sehr gerne mit Leidenschaft und Überzeugung“, erklärt Lhoist-Geschäftsführerin Spieler. Die IHK sei, wie sie bereits am IHK-Wirtschaftsforum in Velbert betont hatte, ein bedeutender Partner, um diese Themen in ihrem Netzwerk zu platzieren. Das auch über IHK-Kontakte erwachsene politische Interesse zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei. In diesen Gesprächen könne man aber auch darlegen, dass es ohne Hilfe aus der Politik nicht geht. „Seitens der Politik müssen wir auf langfristige und verlässliche Rahmenbedingungen zählen können.“ Hier seien insbesondere die gesetzlichen Voraussetzungen rund um das Thema CCS (Carbon Capture & Storage), wettbewerbsfähige Energie sowie langfristige Rohstoffsicherung zu nennen. Ja, sagt sie, man spüre schon eine Bereitschaft, aber man sehe auch, dass viele Behörden zu beteiligen seien. „Wir haben ein enges Zeitkorsett. Dafür brauchen wir Sicherheit, dass wir unser Projekt auch umsetzen können.“ „Everest“, sagt sie, sei auch im Interesse von NRW: „Als Innovation, als ökologischer Beitrag und als Standortsicherung eines Industrieunternehmens.“

FDP-Vorsitzender Höne war von dem Projekt sichtbar beeindruckt. „Das ist so innovativ und beste Werbung für den Industriestandort NRW.“ Politik müsse das unterstützen, auch in- dem bürokratische Hemmnisse minimiert werden sollten. „Politik muss gerade auch mal machen lassen. Solche Projekte brauchen mehr Flexibilität und mehr Tempo.“     


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