Text: Lothar Schmitz, Fotos: DIHK
Vom IHK-Tag in Berlin ist Gregor Berghausen mit einigen vollgeschriebenen Zetteln zurückgekehrt. „Es gab unglaublich viele Impulse, die konnte ich noch gar nicht alle verarbeiten und auf den Weg bringen“, sagt der Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf am Telefon. Zwei Tage zuvor war er als Referent und Gast beim „IHK-Tag 2024“ im Haus der Wirtschaft dabei, dem ersten Zukunftskongress der IHK-Organisation.
Man darf diesen „IHK-Tag“ durchaus als Mega-Event bezeichnen. Ein internes Vorabend-Programm der „IHK-Familie“ mit rund 700 Haupt- und Ehrenamtlern aus den IHKs, einer Rede von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und der Verleihung des IHK-Bildungspreises 2024. Dann die ganztägige Hauptveranstaltung mit über 1.000 Beteiligten und Gästen, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Mit Impulsvorträgen, Reden, Diskussionsforen, Workshops. Und einem begleitenden „Markt der Möglichkeiten“, bei dem die Akteure der IHK-Organisation 120 regionale Initiativen zur Fachkräftesicherung vorstellten. Die IHK Düsseldorf war mit drei Projekten präsent. Das alles – und natürlich viel Zeit für Austausch und Netzwerken – war der „IHK-Tag 2024“.
Bei so vielen Menschen, Formaten und Möglichkeiten könnte man meinen, dass es auch um jede Menge Themen ging. Doch weit gefehlt. Im Mittelpunkt stand ein einziges Thema: #GemeinsamFachkräfteSichern. Dieses Thema allerdings hat es in sich. Denn: Obwohl sich Deutschland wirtschaftlich in einer Krise befindet, sind gleichzeitig mehr als 1,5 Millionen Stellen unbesetzt. Jedes Jahr verlassen 400.000 mehr Ältere den Arbeitsmarkt, als Junge hinzukommen. Quer durch die Branchen und Regionen stufen Betriebe aller Größenklassen in den DIHK-Unternehmensumfragen den Mangel an Fachkräften als eines ihrer größten Geschäftsrisiken ein.
Dimension wird unterschätzt
„Die Dimension dieser Herausforderung wird noch immer unterschätzt. Sie birgt – ebenso wie das Thema Energie – eine große Gefahr für unsere Unternehmen“, sagte DIHK-Präsident Peter Adrian bei der Vorstellung eines Potenzial-Katalogs zur Verbesserung der Situation im Vorfeld des „IHK-Tags“. „Wir müssen die demografische Lücke als Kernaufgabe annehmen. Dazu brauchen wir ein ganzes Bündel kreativer Lösungen, wie wir diese Lücke verkleinern oder gar schließen können.“
„Wir müssen die demografische Lücke als Kernaufgabe annehmen. “
Peter Adrian, DIHK-Präsident
Um diese kreativen Lösungen ging es beim „IHK-Tag“. Gregor Berghausen gab als Referent Impulse zum Thema „Fachkräfteeinwanderung – und wie wir sie erfolgreich umsetzen“. Es ging darum, was bei der Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland schon funktioniert, und wo Staat, Wirtschaft und Gesellschaft besser werden müssen. Andere Themenforen befassten sich beispielsweise mit Weiterbildung – und wie sie helfen kann, die Transformation der Wirtschaft zu meistern. Mit zeitgemäßer Ausbildung und Azubi-Gewinnung, mit Matching-Angeboten und Weiterbildungsmarketing, mit dem „Welcome-Center der Zukunft“ und dem „Berufsschulpakt“, mit praxisnaher Sprachförderung und der Frage, wie sich Berufe schneller modernisieren lassen.
Das alles ist nötig, denn der Fachkräftemangel wird sich weiter verschärfen. Das machte Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, in seinem Eröffnungsvortrag deutlich. „Der Druck bleibt hoch.“ Hüther betonte, dass es mehr Fachkräfteeinwanderung brauche, sie sei unentbehrlich für die Sicherung des Wohlstands. Zudem brauche es Bildungsinvestitionen für die Bewältigung der Transformation und mehr Weiterbildung zur Aktivierung von ungenutztem Arbeitskräftepotenzial.
Bundeskanzler wirbt für Fachkräfteeinwanderung
Die DIHK teilt diese Analyse. Um die Fachkräftelücke zu reduzieren, sieht sie einige Potenziale, die sich noch heben lassen:
- Ältere im Arbeitsmarkt halten
- mehr Fachkräfte für die Höhere Berufsbildung gewinnen
- Arbeitslose stärker in Weiterbildung bringen
- Arbeitszeit ausweiten
- Produktivität erhöhen
- qualifizierte Zuwanderung nutzen
- Beschäftigung von Menschen ohne deutschen Pass steigern
- Frauen mit Migrationshintergrund mobilisieren
- Vertragslösungen bei Azubis reduzieren
- mehr NEETS (not in Employment, Education or Training) in Ausbildung bringen
Auf eine generelle Ausweitung der Arbeitszeit wollte sich Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Rede nicht einlassen. Er warb hingegen unter anderem für das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, es sei mit das modernste Einwanderungsrecht der Welt. Die Prozesse würden nun digitaler und schneller, zudem habe man „sinnlose Arbeitsverbote“ gestrichen. Das sei noch ganz neu, werde sich aber sicherlich bald herumsprechen.
Gregor Berghausen hofft sehr, dass die Fachkräfteeinwanderung dynamischer wird und mehr Menschen aus dem Ausland in Ausbildung und Beschäftigung kommen. Auf seinen Zetteln stehen aber noch viele weitere Impulse. „Zum Beispiel werde ich anregen“, sagt er, „dass wir verstärkt am Einsatz von KI, etwa beim Matching, arbeiten.“
Ausführlicher Beitrag zur Vorstellung der drei Projekte der IHK Düsseldorf beim IHK-Tag 2024.
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