Text: Thomas Reuter, Fotos: Andreas Endermann
Was Städte benötigen, um zukunftsfest zu sein, darüber wurde am 17. Juni im Denkubator in Düsseldorf-Rath bei der Auftaktveranstaltung des IHK-Projektes „Stadt der Zukunft – die Städte im IHK-Bezirk auf dem Weg zur Resilienz“ informiert und lebhaft diskutiert. Die rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben nach rund zwei Stunden Information und Meinungsaustausch klare, erste Vorstellungen: Eine alternative Mobilität, weniger Verkehr, Fahrradstraßen – Schlagworte, die die Unternehmerinnen und Unternehmer in den virtuellen Chat eintippen. „Impulse, die nun im weiteren Prozess konkreter werden“, nennt das Stefan Postert vom Büro „Stadt + Handel“, der den Auftakt moderierte. Die IHK Düsseldorf hat sich einen ambitionierten Zeitplan gesteckt, der auf der Vollversammlung im November mit Beschlüssen und Vereinbarungen gestärkt werden soll. „Über den Tellerrand hinausschauen, das wollen wir“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen.
„ÜBER DEN TELLERRAND HINAUSSCHAUEN, DAS WOLLEN WIR“
Gregor Berghausen, IHK-Hauptgeschäftsführer
Resilienz? Laut Definition ist die urbane Resilienz die Fähigkeit städtischer Systeme, in einer Stresssituation die Stabilität aufrecht zu erhalten. Das umfasst – nach den pandemischen Erfahrungen der letzten 18 Monate – neben der Gefahrenplanung auch die Flexibilität, sich an neue Bedingungen anzupassen. Dieser Herausforderung will sich die IHK stellen. „Dabei haben wir bewusst nicht nur die Innenstädte mit ihren Handelszentren im Blick, sondern die Stadtentwicklung insgesamt“, sagt Berghausen. Dabei gehe es um neue Zeithorizonte: „Wir brauchen keine Wächter des Bewahrens“, betont er und mahnt Mut und Offenheit an, um sich der Komplexität der Aufgaben der Stadtentwicklung zu stellen.
In dieser Zeit will die IHK ein Statement setzen. Dazu gehöre eine starke Stimme der Wirtschaft, „deren Interessen wir bündeln wollen“, bekräftigt Berghausen. Marion Hörsken, IHK-Geschäftsführerin Abteilung Branchenbetreuung, unterstreicht, dass in dem angestoßenen Prozess konkrete Ziele identifiziert werden sollen. „Dabei muss die Sicht der Wirtschaft berücksichtigt werden.“ Dafür könne die kreative Kraft, die sich in der Corona-Zeit entwickelt habe, genutzt werden.
Raum- und Stadtplaner Dr. Arnold Voss formuliert das Ziel „vor die Krise zu kommen“. Resilienz, sagt er, habe was mit Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit zu tun. Dafür sei außerdem ein Messsystem ebenso nötig wie ein Transformationssystem, „um ins System „Wandel“ zu kommen“. Für ihn gelte: „Den Wandel wollen statt anpassen zu müssen.“ Daher müssten Prozesse flexibler und mit Experimentierräumen versehen sein, „um zu erproben was an Wandel möglich ist“.
„Den Wandel wollen statt anpassen zu müssen“
Matthias Pfeifer, Städtebau-Experte und geschäftsführender Gesellschafter bei RKW Architektur+, teilt Posterts Einschätzung, dass es eines „Ermöglichmacherrahmens“ bedürfe. Er spricht hier von einer Möglichmacher-Kultur, die eine Verhinderungskultur ablösen solle. „Dieser Turnaround muss auch Platz in der Rechtsgebung finden.“ Daher müsse auch eine Entwicklungsvereinbarung getroffen werden, „in der Spielräume aufgezeigt werden, die zumindest auf Zeit genutzt werden dürfen“.
„Eine Stadt muss mehr Begegnungszentrum sein – für Urban Entertainment“, fordert Handels- und Innovationsexperte Frank Rehme. „Ein Ort der absichtslosen Begegnung.“ Der Handel müsse sich hingegen viel konsequenter auf Shopping einlassen. „Ich vermisse da vielfach den unternehmerischen Geist.“ Städteplaner Postert springt ihm da zur Seite: „Innenstädte müssen mehr als nur Handel bieten.“ In dem Prozess „Stadt der Zukunft“ sollen Veränderungsprozesse beispielhaft für Düsseldorf und Langenfeld skizziert werden. Langenfeld im Süden des Kreises Mettmann, so Rehme, stehe für Wandlungsfähigkeit. „Langenfeld hat da vieles sehr früh erkannt.“ Er kenne keine Stadt, die da so weit sei wie Langenfeld, „wo die Stadt sogar ein eigenes digitales Unternehmen gegründet hat“.
„INNENSTÄDTE MÜSSEN MEHR ALS NUR HANDEL BIETEN“
Stefan Postert, Städteplaner bei „Stadt + Handel“
Schon im Juli soll es konkreter werden. „Dann werden Antworten verlangt – auf Fragen, die Sie heute noch nicht kennen“, so Stefan Postert. Mit ihren Experten Sven Schulte (Handel) und Thomas Vieten (Verkehr) ist die IHK eng in den Prozess eingebunden. Am 21. und 22. Juli sollen sogenannte Labore in Düsseldorf und Langenfeld stattfinden, „in denen aus den Impulsen, die wir jetzt sammeln, konkrete Maßnahmen werden“, sagt Berghausen, der die Mitglieder der IHK zum „gemeinschaftlichen Weiterdenken“ einlädt.
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