Homeoffice-Hauptstadt Düsseldorf

Regionale WirtschaftFachkräftesicherungHomeoffice-Hauptstadt Düsseldorf

Text: Susan Tuchel, Fotos: HealthCare Personalmanagement GmbH
Düsseldorf ist Tabellenerster: Nicht die Fußballer der Fortuna, sondern die Unternehmen der Landeshauptstadt. Laut einer aktuellen Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung ist Düsseldorf offizieller Homeoffice-Hauptstadt-Sieger. Mit 34,1 Prozent führt Düsseldorf vor Frankfurt (33,6 Prozent) und dem Tabellendritten Stuttgart (32,9 Prozent). Beschleuniger dieser Entwicklung war fraglos die Corona-Pandemie, denn bis 2019 gab es lediglich in 3,7 Prozent aller Online-Stellenangebote die Möglichkeit zum Homeoffice. Seitdem wächst das Angebot für das Remote-Arbeiten bei Online-Stellenanzeigen weiter und liegt laut Studie aktuell bei 17,6 Prozent.

„Dass Düsseldorf als ‚Hauptstadt des Homeoffice‘ bezeichnet wird, zeigt, dass die Unternehmen in der Landeshauptstadt in besonderem Maße auf moderne Arbeitsformen setzen und attraktive Bedingungen für ihre Beschäftigten schaffen“, kommentiert Dr. Nikolaus Paffenholz, Geschäftsführer Unternehmensservice, die Ergebnisse der Studie. Die hohe Zahl an Stellenangeboten für Homeoffice zeige, dass die Düsseldorfer Unternehmen flexibel und zukunftsorientiert sind. Das mache die Stadt besonders attraktiv für Fachkräfte und trage zur wirtschaftlichen Entwicklung bei.

„Die Studie zeigt, dass die Unternehmen in Düsseldorf auf moderne Arbeitsformen setzen.“

Dr. Nikolaus Paffenholz, Geschäftsführer Unternehmensservice IHK Düsseldorf

Ein Unternehmen, das als ein Vorreiter die veränderten Bedürfnisse der Mitarbeitenden erkannt und seine Arbeitsstrukturen bereits 2010 verändert hat, war die HealthCare Personalmanagement GmbH (HCPM) im Life Science Center in Düsseldorf. Das Unternehmen ist auf dem Gesundheitsmarkt tätig und vermittelt Fach- und Führungskräfte in Krankenhäuser, Reha-Kliniken, Senioren- und Pflegeeinrichtungen sowie Einrichtungen der Psychiatrie. „HCPM hat einen hohen Frauenanteil bei den Mitarbeitenden und von daher waren Flexibilität und Teilzeitmodelle für uns schon von jeher wichtig“, erklärt Petra Graak, Leitung Public Relations & Human Resources. Zwei Tage pro Woche ist Anwesenheitszeit für die Festangestellten im Büro. Die restlichen Tage können vom Homeoffice aus gearbeitet werden. Das heißt für das Unternehmen: eine doppelte PC-Ausstattung mit Desktops im Büro und Laptops für zu Hause. Graak ist überzeugt davon, dass man das Thema Homeoffice auch nicht mehr zurückdrehen kann, wenn man gute Mitarbeitende bekommen und ans Unternehmen binden möchte. „Das sehen wir nicht nur bei uns, sondern auch bei unseren Kunden auf dem Gesundheitsmarkt. Auch Mitarbeitende in der Verwaltung von Krankenhäusern erwarten die Möglichkeit mobil arbeiten zu können und sogar Ärzte wünschen sich oftmals einen Tag Homeoffice, um von da aus ihre Verwaltungsarbeiten zu erledigen“, so Graak.

Düsseldorf ist die Home-Office-Hauptstadt in Deutschland.
Auch Maria Pessiou, die Prokuristin von HCPM, arbeitet regelmäßig im Homeoffice.

Die Personalarbeit im eigenen Unternehmen trägt Früchte. Vor zwei Jahren erhielt das Unternehmen das Zertifikat „Hier ausgezeichnet arbeiten“. Vergeben wird es von der IHK zusammen mit dem Kompetenzzentrum Frau und Beruf Düsseldorf und Kreis Mettmann. Aktuell läuft die Rezertifizierung. „Alle der mittlerweile rund 30 ausgezeichneten Unternehmen setzen Home-Office ein, weil dies ein wichtiger Schlüssel ist, um Beruf und Familie zu vereinbaren und die Personalattraktivität zu erhöhen“, weiß Stephan Jäger, Berater für Fachkräftesicherung bei der IHK Düsseldorf.

Viele Unternehmen setzen wie die HealthCare Personalmanagement GmbH auf hybride Arbeitsformen. Doch auch hier lauern Fallen: „Homeoffice kann sich auch negativ auf die Beschäftigten und die betrieblichen Abläufe auswirken. Doch durch regelmäßige Kommunikation, klare Richtlinien, technische Ausstattung, Schulungen und virtuelle soziale Aktivitäten können Unternehmen die Nachteile des Homeoffice minimieren“, erklärt Paffenholz. Für die Unternehmen und vor allem die Führungsebenen heißt das, neue Kommunikationsstrukturen aufzubauen und zum Beispiel die Frage zu klären, wie man neue Mitarbeiter ins Team integriert.

Eine weitverbreitete Führungssorge sei, dass die Effizienz der Mitarbeitenden nachlasse, sagt Stephan Jäger. Die Erfahrungswerte zeigen jedoch, dass wer im Büro gut arbeitet, auch im Homeoffice effizient ist: „Bei vielen Mitarbeitenden kann man eher eine Überkompensation beobachten.“ Die aktuelle politische Diskussion, ob es einen Rechtsanspruch auf Homeoffice geben soll, hält Jäger nicht für sinnvoll. „Unternehmen, die es ermöglichen können, werden mitziehen, weil sie als Arbeitgeber einfach attraktiver sind.“


Die IHK Düsseldorf unterstützt ihre Mitglieder mit Webinaren, Beratungen und Informationsmaterialien:


Mehr Beiträge zum Thema Fachkräftesicherung im IHK-Onlinemagazin.

NEUES AUS DER RUBRIK