Text: Ria Garcia, Illustration: Carsten Tiemessen
Kämmerin Doris Abel wünscht sich, dass die Stadt auch in den kommenden Jahren auf eine Anhebung der Hebesätze verzichten kann. Nachdem Haan in diesem Jahr mit einem prognostizierten Jahresüberschuss von rund einer halben Millionen Euro den Sprung aus der Haushaltssicherung schaffte, ist in der Krise an einen Überschuss nicht mehr zu denken. „Wir hatten am Jahresanfang ein Luxusproblem, weil wir Guthaben besaßen, für das wir Negativzinsen hätten zahlen müssen“, erinnert sich die Kämmerin. Das Problem löste sich schneller als gedacht. Stundungen der Gewerbesteuer, Herabsetzung oder Aussetzung von Vorauszahlungen, Einbrüche bei der Einkommenssteuer, Umsatzsteuer und der Vergnügungssteuer führen zu einem erheblichen Jahresfehlbetrag. „Das Ergebnis können wir mit Überschüssen aus den Jahren 2017 bis 2019 ausgleichen. Was im nächsten Jahr auf uns zukommt, kann noch keiner sagen“, erklärt Abel. Eine Anhebung der Hebesätze ist derzeit dennoch keine Option. Das würde angeschlagene Unternehmen noch mehr belasten. Allerdings gäbe es auch seitens des Bundes noch keine Aussagen dazu, wie es für die Kommunen weitergehen kann und soll, wenn die Krise sich auch im kommenden Jahr noch deutlich auswirkt.
„Wenn die Stadt die Gewerbe- und Grundsteuerhebesätze anheben müsste, wäre das bitter für die Wirtschaft“
Birgit Niegel, Altmann Autoland
Wie sich die Einnahmen-Ausfälle weiterentwickeln, ist in etwa so, als ob man in eine Kristallkugel sieht. „Wir haben glücklicher Weise keine großen Automobilzulieferer in der Stadt. Der bunte Branchenmix lässt erwarten, dass es uns nicht ganz so hart trifft“, hofft die Kämmerin. Im September will sie eine Abfrage bei den größten Steuerzahlern der Stadt starten, um die Lage besser einschätzen zu können. „Wenn die Stadt die Gewerbe- und Grundsteuerhebesätze anheben müsste, wäre das bitter für die Wirtschaft“, meint Birgit Niegel, Vorsitzende des IHK-Ausschusses Haan-Hilden. Seitens der Wirtschaft wünscht man sich ein Online-Konto für Unternehmen, das Antragsverfahren künftig effizienter und transparenter gestalten könnte. Das geht aus dem IHK-Positionspapier hervor. So ein Konto könne bei der Anmeldung eines Gewerbes beginnen und alle Antragsverfahren beinhalten, so Birgit Niegel. Der Breitbandausbau ist aus ihrer Sicht in Haan auf einem guten Weg. Sorge haben die Unternehmer eher in Bezug auf verfügbaren Wohnraum. Denn der ist in Haan knapp und das könne die Gewinnung und Ansiedlung von Fach- und Führungskräften erschweren.
Leerstände gibt es kaum
Mit acht Gewerbegebieten ist Haan vergleichsweise gut aufgestellt. Es gibt keine deutlichen Branchenschwerpunkte. 120.000 Quadratmeter Gewerbefläche kann die Stadt im Technologiepark noch vermarkten. Leerstände in den übrigen Gewerbegebieten gibt es kaum. „Wenn mich jetzt ein Unternehmen anruft und eine Halle sucht, hätte ich keine“, sagt Wirtschaftsförderer Dr. Jürgen Simon. Neben bestehenden Kontakten hält er die online angebotenen Gewerbeimmobilien im Blick. Selbst der Leerstand an Ladenlokalen hält sich in Haan in Grenzen. „Es gibt ein paar Ladenlokale, die in die Jahre gekommen sind und sich schwer vermieten lassen, aber das sind nicht viele“, sagt Simon. Wie sich die Krise mittel- und langfristig auswirkt, wie viele Insolvenzen es auch im Handel geben wird, mag er noch nicht abschätzen.
Gewerbeflächen sind knapp
„Bei der Vermarktung der Gewerbeflächen im Technologiepark sind wir wählerisch. Das sind die letzten, die wir noch haben. Hier möchten wir technologieorientierte gewerbesteuerstarke Unternehmen ansiedeln“, erklärt Simon. Eine Spedition hätte in Haan keine Chance. Die mehrfach angesprochene ‚gestapelte Nutzung‘ der noch zu vermarktenden Flächen würde, so Simon, überwiegend von den Unternehmen selbst angestrebt, die damit eigene Erweiterungen ermöglichen wollen.
Probleme gibt es teilweise mit LKWs, die keine Stellplätze für die Nacht finden. Die Autobahnnähe verstärkt die Situation noch. In Gewerbegebieten, konkurrieren sie, wie etwa an der Landstraße, tagsüber mit den PKWs der Mitarbeiter und nachts mit denen der Anwohner.
Was sagen die Bürgermeisterkandidaten zur den Forderungen der Wirtschaft? Antworten gibt es in der IHK-Wahlarena.
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