Text: Beate Werthschulte, Fotos: Paul Esser
Dass allen Auszubildenden großer Respekt und Wertschätzung entgegengebracht werden, ist bei der Mercedes-Benz AG in Düsseldorf eine Selbstverständlichkeit und einer von vielen Gründen für die IHK, das Unternehmen mit dem Aus- und Weiterbildungspreis für das Jahr 2020 auszuzeichnen.
Mit mehr als 1.200 Auszubildenden seit dem Jahr 2000 gehört der Preisträger, die Mercedes-Benz AG, zu den größten Ausbildungsbetrieben in Düsseldorf. Das Unternehmen bilde aber nicht nur zahlenstark, sondern auch erfolgreich aus, so IHK-Präsident Andreas Schmitz anlässlich der Preisverleihung. Das zeige sich daran, dass regelmäßig Sehr-gut-Absolventinnen und -Absolventen hervorgebracht würden.
Marketingtools zur Nachwuchsgewinnung
Das Mercedes-Benz Werk in Düsseldorf ist Produktionsstätte für den Sprinter Kastenwagen sowie die aktuelle Generation des E-Sprinters. Ausgebildet wird an diesem Standort in sechs verschiedenen – ausschließlich technischen – Berufen. Obwohl der Markenname viele junge Leute anzieht und die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber stets sehr hoch ist, sucht das Unternehmen auch selbst aktiv neue Auszubildende.
Mit ihrem Aus- und Weiterbildungspreis zeichnet die IHK bereits seit 2010 jährlich ein Unternehmen mit Sitz im Bezirk der IHK Düsseldorf aus, das sich in besonderer Weise um die Aus- und Weiterbildung verdient gemacht hat. Der Preis besteht aus einer Urkunde und einem Gutschein in Höhe von 2.500 Euro für Weiterbildungsangebote im IHK-Forum. Und weil dieser coronabedingt in 2020 nicht feierlich überreicht werden konnte, wurde das im Oktober dieses Jahres nachgeholt.
Genutzt werden dafür unterschiedlichste Marketingtools wie beispielsweise digitale Messen und natürlich die sozialen Medien, um nach Möglichkeit die Besten gewinnen zu können.
„Nachwuchs ist für uns ganz wichtig – auch, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Deshalb bilden wir für den eigenen Bedarf aus, unsere Auszubildenden werden in der Regel übernommen“, erklärt Ferry Stevens. Die Produktion werde immer komplexer, so der Leiter Ausbildung und Training weiter. Daher sei die Kernaufgabe zunächst, den jungen Leuten aktuellstes technisches Wissen zu vermitteln, sie mit den neuesten Technologien vertraut zu machen, um gute Autos bauen zu können.
Genauso wichtig ist innerhalb des Unternehmens aber auch der soziale Aspekt. Der respektvolle Umgang miteinander wird den Auszubildenden jeden Tag aufs Neue von ihren Ausbildungsmeistern vorgelebt.
„Nachwuchs ist für uns ganz wichtig – auch, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“
Ferry Stevens, Leiter Ausbildung und Training Mercedes-Benz AG
Dazu gehört bei Mercedes auch, den Azubis – viele von ihnen aus der sogenannten Generation Z und ausgestattet mit dem großen Wunsch nach Selbstbestimmung – Eigenverantwortung zu ermöglichen und Vertrauen entgegenzubringen. Die Corona-Pandemie habe das noch verstärkt, so Ausbildungsmeister Sebastian Langer, da die Auszubildenden zumindest theoretische Aufgaben nach Möglichkeit nicht vor Ort, sondern im Homeoffice erledigt hätten. Darüber hinaus können die Azubis an sozialen Projekten, so genannten Entwicklungsworkshops, teilnehmen, in denen Themen wie Unternehmenswerte, Identität und Vielfalt gemeinsam im Team erarbeitet werden.
Diversität als gesellschaftliche Verpflichtung
Dass Nationalität, Geschlecht, Religion oder eine Behinderung bei der Bewerberauswahl keine Rolle spielen, ist für Mercedes-Benz längst selbstverständlich. „Wir sind einer der größten Arbeitgeber im Großraum Düsseldorf und haben neben dem Ziel, erfolgreich Autos zu bauen, eine gesellschaftliche Verpflichtung“, so Ferry Stevens. Ein gutes Beispiel dafür ist Christoph Busse. Der 24-Jährige, dessen rechte Hand seit seiner Geburt fehlgebildet ist, absolviert im Düsseldorfer Werk seit September eine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik. Bei Mercedes hat er sich nicht nur deshalb beworben, weil das Unternehmen einen guten Ruf als Arbeitgeber hat, sondern auch, weil schon aus der Stellenausschreibung hervorging, dass Bewerber mit Behinderung jederzeit willkommen sind. „Schon beim Vorstellungsgespräch habe ich sofort gefühlt, dass ich hier genau richtig bin, und daran hat sich bis heute nichts geändert“, so Busse. Er fühle sich als vollwertiger Mitarbeiter und sei bestens integriert, sagt er zufrieden. Und da er schon früh gelernt habe, seine linke Hand einzusetzen, beeinträchtige ihn sein Handikap auch nicht.
„Schon beim Vorstellungsgespräch habe ich sofort gefühlt, dass ich hier genau richtig bin“
Christoph Busse, Auszubildender Mercedes Benz-AG
Je nach Art der Behinderung könne das allerdings auch schon mal anders sein, erzählt Sebastian Langer. „Einer unserer Auszubildenden ist aufgrund seiner Hörbeeinträchtigung darauf angewiesen, von den Lippen abzulesen. Da wir seit Beginn der Corona-Pandemie alle Masken tragen, war das aber nicht möglich.“ Eine Lösung war schnell gefunden – bei wichtigen Gesprächen werden Gebärdendolmetscher eingesetzt.
Inklusion ist im Online-Magazin der IHK Düsseldorf immer wieder ein Thema. Eine Reihe von Beiträgen zeigt, dass die Ausbildung und die Integration von Menschen mit Handicap auch für die Unternehmen viele Vorteile bietet. Unternehmen, die sich dafür interessieren, können sich bei der IHK an André Lutz Overrath wenden.
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