Text: Gesa van der Meyden, Fotos: Paul Esser
Eine Sache ist Frank Sagawe sofort aufgefallen, als Hanad Ahmed Mohammed zum ersten Mal in seinem Betrieb war: „Er stand immer genau da, wo er stehen sollte. Viele Kandidaten müssen wir erst darauf hinweisen, wo etwas zu tun ist. Er hat das selbst erkannt und damit direkt einen sehr guten Eindruck gemacht“, sagt der 60-jährige Chef der Düsseldorfer Firma Sinus Leistungselektronik GmbH, die seit 30 Jahren Geräte zur unterbrechungsfreien Stromversorgung herstellt, repariert und wartet. Der junge Geflüchtete aus Somalia war auf Empfehlung des ZAL (Zentrum Aus- und Weiterbildung) Ratingen gekommen, das Sagawe kontaktiert und angefragt hatte, ob er Hanad Ahmed Mohammed einen Praktikumsplatz geben könnte. Auch dort war aufgefallen, wie motiviert er ist, etwas zu leisten und sich damit Stück für Stück mehr Unabhängigkeit zu erarbeiten. „Urlaub oder freie Zeit sind für mich Stress, da auch mein Freundeskreis noch eher klein ist. Lieber gehe ich zur Arbeit oder zur Berufsschule“, sagt der 23-Jährige, der 2016 aus seinem Heimatland geflüchtet ist.
„Seine Herkunft hat nie eine Rolle gespielt“
Frank Sagawe, Sinus Leistungselektronik GmbH
Schnell entschied Frank Sagawe, dem jungen Mann einen Ausbildungsplatz zum Elektroniker für Betriebstechnik anzubieten. „Es ist das erste Mal, dass wir einen ausländischen Azubi haben. Doch abgesehen davon, dass er am Telefon manchmal noch etwas unsicher ist, weil Deutsch nicht seine Muttersprache ist, hat seine Herkunft nie eine Rolle gespielt. Motivation ist der Schlüssel. Und dass Mohammed will, haben wir vom ersten Tag an gespürt.“ Er sei immer pünktlich, zuverlässig und passe menschlich in das kleine Team von fünf Mitarbeitern.
Heute ist er im dritten Ausbildungsjahr und Frank Sagawe hat vor, ihn danach weiter zu beschäftigen. „Ich bin sehr dankbar, hier zu sein, da das kein Bürojob ist, sondern körperliche Arbeit, bei der ich mich bewegen kann. Das gefällt mir“, sagt Mohammed. In Deutschland habe er sich schnell wohl gefühlt, nur eines habe ihm am Anfang zu schaffen gemacht: „An das kalte Wetter musste ich mich erst gewöhnen.“
Es sind Erfolgsgeschichten wie diese, die Rachid El Mellah, Ausbildungsberater und Willkommenslotse Ausbildungsberatung, -stellenvermittlung und -projekte bei der IHK Düsseldorf, immer häufiger beobachtet. „Hanad Ahmed Mohammed ist ein schönes Beispiel dafür, dass sich Tatendrang, Neugier und eine hohe Lernmotivation auszahlen. Geflüchtete haben immer bessere Deutschkenntnisse. Hinzu kommt ein stabiler und guter Ausbildungsmarkt in Düsseldorf, der viele Möglichkeiten für Geflüchtete bietet “, sagt der Fachmann, der den Kontakt zwischen dem jungen Somalier und Frank Sagawe hergestellt hat.
Ihre Chance hat auch Dalaa Hashem erkannt und genutzt. Nach ihrem Hauptschulabschluss als Jahrgangsbeste machte die 19-jährige Geflüchtete, die vor sechs Jahren aus Syrien kam, eine zweijährige schulische Ausbildung am Elly-Heuss-Knapp-Berufskolleg als staatliche geprüfte Assistentin für Ernährung und Versorgung mit dem Schwerpunkt Service. Dabei erwarb sie auch den qualifizierten Realschulabschluss und damit die Fachoberschulreife.
„Die Deutschkenntnisse der Geflüchteten werden immer besser“
Rachid El Mellah, IHK-Willkommenslotse
Zur Ausbildung gehören Praktika, die sie unter anderem in ein Seniorenheim führten. „Da habe ich gemerkt, dass ich gern eine Ausbildung im Gesundheitswesen machen würde, weil es mir Spaß macht, Menschen zu helfen. Eine Lehrerin im Berufskolleg hat mir dann den Tipp gegeben, Kontakt zur Herrn El Mellah aufzunehmen“, erzählt Dalaa Hashem, die Deutschland inzwischen als ihre Heimat bezeichnet.
Ebenfalls Kontakt zum IHK-Willkommenslotsen gesucht hat André Rosenberger, Ausbildungsleiter beim Medizinischen Dienst Nordrhein mit Sitz in Düsseldorf. „Ich habe selbst einmal bei der IHK gearbeitet und wusste daher, dass es Förderprogramme für Geflüchtete gibt, die sehr unterstützenswert sind“, sagt der studierte Psychologe. Nachdem Rachid El Mellah zwischen beiden vermittelt hatte, ging es recht schnell. „Im Vorstellungsgespräch war Dalaa gut vorbereitet und wirkte sehr interessiert. Das ist nicht immer selbstverständlich. Heute sind wir sehr froh, dass wir sie haben“, lobt Rosenberger.
Die junge Frau ist ein Beispiel dafür, dass immer mehr Geflüchtete in kaufmännische Berufe streben. „Um die Fachkräfteengpässe zu kompensieren, sind junge und gut qualifizierte Geflüchtete eine interessante Zielgruppe für die Unternehmen geworden“, sagt Rachid El Mellah.
Unternehmen, die Geflüchtete beschäftigen möchten, können sich an den IHK-Willkommenslotsen Rachid El Mellah wenden.
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