Text:IHK, Fotos: Wilfried Meyer
Mit einem politischen Frühstück hat die IHK Düsseldorf am 2. April den Schlusspunkt ihrer Bundestagswahlkampagne – und dabei ein starkes Zeichen für den Dialog zwischen Politik und Wirtschaft gesetzt. Im Zentrum: Das Gespräch mit vier der neu gewählten Bundestagsabgeordneten im IHK-Bezirk und die drängendsten Anliegen der regionalen Unternehmen.
Politik trifft Praxis: Forderungen auf dem Tisch
IHK-Präsident Andreas Schmitz eröffnete das Treffen mit einem klaren Appell zur Dialogbereitschaft. Er erinnerte an die zentralen Forderungen der IHK zur Bundestagswahl und sagte: „Allen Anwesenden ist klar, dass es in der Politik Mehrheiten braucht, um Entscheidungen umzusetzen. Darum gehen Sie jetzt untereinander entsprechend verständnisvoll in den Dialog!“



Die Veranstaltung war interaktiv gestaltet: In kleiner Runde diskutierten die Teilnehmenden an fünf Thementischen – jeweils 30 Minuten pro Tisch. So kamen Unternehmerinnen und Unternehmer mit den vier anwesenden Abgeordneten intensiv ins Gespräch: Sara Nanni (Bündnis 90/Die Grünen), Thomas Jarzombek (CDU), Dr. Ophelia Nick (Bündnis 90/Die Grünen) und Johannes Winkel (CDU).
Planungssicherheit statt Subventionen: Energie & Industrie unter Druck
Am Tisch „Energie und Industrie“ wurde schnell deutlich: Eine zunehmende Zahl von Industrieunternehmen stehen mit dem Rücken zur Wand. Investitionen werden verschoben oder ins Ausland verlagert. Die Gründe sind vielfältig, aber vor allem fehlt es an langfristiger Planungssicherheit. Subventionen reichen nicht aus – gebraucht werden verlässliche Rahmenbedingungen und ein stabiler, wettbewerbsfähiger Energiepreis. Auch über die mittelfristige Perspektive für eine Wasserstoffversorgung wurde diskutiert.
Ein zentraler Wunsch der Wirtschaft: weniger ideologische Grabenkämpfe, mehr pragmatische Lösungen. So müsse der Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben, aber gleichzeitig synchron zum Netzausbau gesteuert werden. Auch eine stringente Umsetzung von EU-Recht ohne zusätzliche nationale Auflagen sei essenziell, um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen nicht weiter zu belasten.



Verkehr & Infrastruktur: Von der Planung zur Umsetzung
Marode Brücken, stockender Ausbau – das Thema Infrastruktur sorgte ebenfalls für intensive Diskussionen. Die Unternehmerinnen und Unternehmer forderten eine grundlegende Vereinfachung des Planungsrechts, damit dringend benötigte Investitionen zügig realisiert werden können. Die Sorge: Milliarden aus Sondervermögen versickern, wenn sie nicht effektiv eingesetzt werden. Ein Blick ins Ausland – etwa auf das Planungs-Tempo in den Niederlanden – könnte als Vorbild dienen.
Internationale Märkte im Blick: Wettbewerb global denken
International tätige Unternehmen sprachen sich mit Nachdruck für mehr und schnellere Freihandelsabkommen aus. Der Wunsch: Weniger regulatorische Hürden, mehr Tempo bei Genehmigungen. Nur so lasse sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Firmen erhalten.



Besonders im Fokus: Der Umgang mit den USA und China. Angesichts des zunehmend protektionistischen Kurses der USA waren sich alle einig, dass der Kurs eine klare Antwort Europas erfordere, die zugleich Raum für Verhandlungen lässt. Die EU müsse eine eigenständige und starke Position definieren – mit einem besser funktionierenden Binnenmarkt hätte sie beste Voraussetzungen, nicht zwischen den Handelsmächten zerrieben zu werden. Angesichts des weiterhin robusten Wachstums Chinas bleibt der größte Wirtschaftsakteuer Asiens auch künftig ein wichtiger Markt.
Fachkräfte dringend gesucht: Unbürokratischere Wege für Zuwanderung
Ein weiteres zentrales Thema: der zunehmende Mangel an Fachkräften. Die Unternehmen forderten eine praxisgerechtere, schnellere und unbürokratische Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes sowie eine offensive Ansprache von Talenten im Ausland – inklusive ehrlicher Kommunikation über Arbeitsrealitäten in Deutschland. Auch die Schulen stehen in der Pflicht: Berufsorientierung müsse frühzeitiger und gezielter erfolgen. Und: Mehr Frauen in Beschäftigung zu bringen, sei eine zentrale Stellschraube für den Arbeitsmarkt der Zukunft. Dazu seien insbesondere ausreichende und flexiblere Betreuungsangebote für Kinder unabdingbar. Schließlich müsse sich mehr arbeiten wieder mehr lohnen, indem wieder mehr auf den Lohnabstand von Arbeitenden zu Nichtarbeitenden geachtet werde.
Bürokratieabbau
Für alle Mitgliedsunternehmen steht der Bürokratieabbau an erster Stelle. Es braucht eine Deregulierung und einen gleichzeitigen Kulturwandel innerhalb der Verwaltung, der eine ergebnisorientierte Mentalität in den Fokus rückt. Die Sinnhaftigkeit mit Blick auf die kleinteiligen, bürokratischen Regelungen wurde kritisch hinterfragt. Denn ob Lieferkettensorgfalts- oder CBAM-Berichtspflichten – bürokratische Hürden belasten Unternehmen unverhältnismäßig hoch.



Fazit: Gespräch auf Augenhöhe mit klaren Botschaften
Die IHK Düsseldorf hat mit diesem Format gezeigt, wie wichtig und fruchtbar direkter Austausch zwischen Politik und Wirtschaft sein kann. Deutlich wurde: Die Wirtschaft hat viel zu sagen – und braucht Rahmenbedingungen, die Wachstum und Innovation ermöglichen. Die Politik hat jetzt die Aufgabe, Impulse mitzunehmen und in konkrete Schritte zu übersetzen. Angesichts der Koalitionsverhandlungen ist die Wirtschaft derzeit unzufrieden.
Am 2. April 2025 hat sie deshalb eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht:
Erklärung der deutschen Wirtschaft zu den Koalitionsverhandlungen