Finanzplatz Düsseldorf. Ein Standort im Wandel.

Aus der IHKFinanzplatz Düsseldorf. Ein Standort im Wandel.

Text: Alexandra von Hirschfeld, Fotos: Meike Schrömbgens
Die Finanzbranche befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. „Disruption“ – dieses Schlagwort ist längst nicht mehr nur ein Buzzword, sondern Realität in nahezu allen Branchen, auch in der Finanzwirtschaft. Trotz der Herausforderungen bleibt Düsseldorf ein starker Finanzplatz, bekannt für seine dynamische Wirtschaft und hervorragende Vernetzung. Doch auch hier zeigt sich seit Jahren eine klare Tendenz zur Konsolidierung: Filialen schließen, Niederlassungen werden reduziert, klassische Geschäftsmodelle geraten zunehmend unter Druck. Die Digitalisierung verändert die Spielregeln radikal.

Wie gelingt es also, den Finanzplatz Düsseldorf zukunftssicher zu gestalten? Welche Rolle spielen Fintechs in dieser Transformation? Und wie können etablierte Unternehmen und Start-ups zusammenfinden, um innovative Produkte und Services zu entwickeln, die den Standort langfristig stärken?

Unterhielten sich über die Zukunft der Bankenbranche (v.l.): Nicole Riggers, Abteilungsdirektorin der IKB Deutsche Industriebank AG, Johanna Antonie Tjaden-Schulte, Vorständin der NRW.BANK, Henrietta Six, Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Düsseldorf. Moderiert wurde der Talk von Andrea Greuner.

Diese und weitere spannende Fragen standen im Mittelpunkt des live veranstalteten Podcasts „Wirtschaft Düsseldorf Unplugged“, einer Kooperation der IHK Düsseldorf und des Rotonda Business Clubs. Unter der Moderation von Andrea Greuner diskutierten Johanna Antonie Tjaden-Schulte, Vorständin der NRW.BANK, Henrietta Six, Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Düsseldorf und Nicole Riggers, Abteilungsdirektorin der IKB Deutsche Industriebank AG. Mit frischen Impulsen und praxisnahen Einblicken bot die Runde eine Plattform für den Austausch über die Zukunft der Branche und die Bedeutung von Innovation und Kooperation – nicht nur für die Region, sondern auch darüber hinaus.

Transformation und Innovation – ein Blick auf die NRW.Bank

Johanna Antonie Tjaden-Schulte beleuchtete die Sichtweise der NRW.BANK, der größten Landesförderbank Deutschlands. „Unser Fokus liegt auf der Förderung von Mittelstand, Start-ups, bezahlbarem Wohnen und kommunalen Projekten“, betonte sie. Besonders wichtig sei die Rolle der Bank als Wegbereiterin für Transformation und Innovation. „Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die Kernpfeiler, um den Mittelstand zukunftssicher zu machen. Wir sehen unsere Aufgabe darin, Unternehmen bei ihren Investitionen zu begleiten und Lösungen anzubieten.“ Dabei gehe es nicht nur um finanzielle Unterstützung, sondern auch um Beratung und Vernetzung.

Die NRW.BANK setzt außerdem auf den Einsatz und die Erprobung neuer Technologien, wie Künstlicher Intelligenz (KI), um Effizienzgewinne zu erzielen. „KI ist kein Allheilmittel, aber sie hilft, Standardprozesse zu optimieren und menschliches Versagen zu minimieren“, erklärte Tjaden-Schulte. Doch hier sei auch Vorsicht geboten: „Wir gehen bewusst und bedacht mit KI um.“

Starke Tradition und moderne Ansätze bei der IKB

Nicole Riggers von der IKB Deutsche Industriebank AG hob die langjährige Erfahrung der Bank im Mittelstandsgeschäft hervor: „Seit 100 Jahren unterstützen wir den Mittelstand in seinen Transformationsprozessen. Insbesondere nach der Finanzkrise standen auch wir vor der Aufgabe, uns selbst tiefgreifend zu verändern.“ Dabei sei Vertrauen der Schlüssel. „Kompetenz und langfristige Partnerschaften sind essenziell, um Unternehmen in unsicheren Zeiten zu begleiten.“ Mit Projekten wie dem IKB-Finanzierungsmarktplatz, der 2020 ins Leben gerufen wurde, habe die Bank neue Wege beschritten. „Unser Ziel ist es, die beste Finanzierungslösung für nachhaltige Transformationen zu finden“, so Riggers. Besonders die Kombination aus digitaler Expertise und persönlicher Beratung habe sich als Erfolgsmodell erwiesen. „Wir wissen, dass Digitalisierung nicht alles ersetzen kann. Persönliche Nähe bleibt im Bankgeschäft unverzichtbar.“

Die Stadtsparkasse Düsseldorf als Wegbereiterin für den Mittelstand

Henrietta Six, Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse Düsseldorf, unterstrich die Rolle der Sparkasse als Partnerin für die Bürgerinnen und Bürger sowie den Mittelstand. „Das ist unsere Genetik“, sagte sie. Die Sparkasse sei stolz auf ihre Tradition – 2025 feiert sie ihr 200jähriges Jubiläum – aber zugleich sei sie bereit, neue Wege zu gehen. „Wir probieren neue Technologien erst an uns selbst aus und investieren auch in Fintechs. Die Erkenntnisse teilen wir dann mit unseren Kundinnen und Kunden.“

Six betonte insbesondere die zentrale Rolle der Digitalisierung.: „Ohne Digitalisierung keine KI. Dennoch wissen wir, dass KI auch ihre Grenzen hat. Sie ist ein Werkzeug, das uns hilft, mehr Zeit für die persönliche Beratung zu schaffen.“ Diese Nähe sei für Six das Herzstück des Bankgeschäfts. „Vertrauen entsteht durch persönliche Berechenbarkeit und Face-to-Face-Kontakt.“

Kooperation und Vernetzung als Schlüssel

Alle drei Protagonistinnen betonten die Bedeutung von Netzwerken und Kooperationen, um die Herausforderungen des Wandels zu meistern. „Durch Veranstaltungen wie ,Transform 360‘ bringen wir Mittelständler zusammen, damit sie voneinander lernen und sich gegenseitig inspirieren können“, erklärte Six. Auch Riggers hob hervor, wie wichtig es sei, Unternehmen miteinander zu vernetzen, um Synergien zu schaffen.

Am Ende des Abends stand die Erkenntnis, dass Transformation kein Selbstläufer ist, sondern Engagement und Mut erfordert – sowohl von Banken als auch von Unternehmen. Der Finanzplatz Düsseldorf habe jedoch alle Voraussetzungen, diese Herausforderungen zu meistern und auch in Zukunft ein starker Standort zu bleiben.


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