„Einer der wichtigsten Märkte für hiesige Unternehmen“

Aus der IHK„Einer der wichtigsten Märkte für hiesige Unternehmen“

Text: Lothar Schmitz, Fotos: Andreas Endermann
China ist und bleibt ein sehr wichtiger Markt für deutsche Unternehmen. Über aktuelle Chancen und Herausforderungen informierte jetzt in der IHK Düsseldorf Maximilian Butek, Delegierter der Deutschen Wirtschaft der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Shanghai und Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Ostchina. Unser Autor sprach mit dem China-Experten.

Im ersten Halbjahr 2024 investierten deutsche Unternehmen 7,3 Milliarden Euro in China. Das ist schon jetzt mehr als im gesamten Jahr davor, als die deutschen Investitionen 6,5 Milliarden Euro erreichten. Gleichzeitig treiben die deutschen Firmen in China einige Sorgen um. Von zunehmendem Preisdruck über eine schwächelnde Nachfrage bis zu geopolitischen Spannungen reichen die wahrgenommenen Herausforderungen.

Laut dem „Flash Survey Business Confidence & Overcapacities“, herausgegeben im Juni 2024 von der AHK Greater China und der German Chamber of Commerce in China, beobachten drei von vier deutschen Unternehmen in China Überkapazitäten in ihrer Branche. Nahezu alle von ihnen geben an, dass dies Auswirkungen auf ihr Geschäft hat.

Dennoch ist eines unstrittig: „Man muss anerkennen, dass der chinesische Markt äußerst wichtig für Deutschland ist. China ist einer der wichtigsten Absatz- und vor allem Beschaffungs- und Investitionsmärkte für Unternehmen im IHK-Bezirk“, sagte Andreas Schmitz, Präsident der IHK Düsseldorf, am Rande des Strategiegesprächs mit mehreren Düsseldorfer Unternehmern und Maximilian Butek, Delegierter der Deutschen Wirtschaft der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Shanghai und Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Ostchina, Ende August in der IHK Düsseldorf.

Es sei laut Schmitz deshalb nicht immer die beste Art und Weise, aus deutscher Sicht mit dem moralischen Zeigefinger seitens der Politik auf China zu zeigen, erst recht nicht mit Blick auf Umweltthemen. „Denn in China ist das Know-how, bezogen auf das nachhaltige Wirtschaften, mittlerweile in Teilen dem deutschen Know-how überlegen“, befand der IHK-Präsident.

Mit Blick auf die zunehmende Konkurrenzsituation im Land selbst, gerade für deutsche Zulieferbetriebe, betonte Schmitz aber auch: „Es gilt nach wie vor, die Interessen der Unternehmen zu schützen.“ Er fordert ein „Level Playing Field“, also die Gewährleistung gleicher und fairer Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmer.

Dafür setzt sich auch Maximilian Butek ein. Vor Ort, aber auch bei seinen Aufenthalten in der Heimat. Gerade war er zu politischen Gesprächen im Kanzleramt und in einigen Bundesministerien. Außerdem traf er in mehreren Bundesländern Unternehmerinnen und Unternehmer. In der IHK Düsseldorf nahm er sich Zeit für ein kurzes Interview:

Herr Butek, was bewegt die deutschen Unternehmen im China-Geschäft derzeit besonders?

Sie befassen sich derzeit verstärkt damit, wie sie sich mit Blick auf aktuelle Herausforderungen strategisch ausrichten sollen. Es geht beispielsweise um die Frage, wie sie ihre Lieferketten resilienter machen können. Auch die anhaltenden Spannungen zwischen China und Taiwan beobachten sie mit Sorge.

Und wie steht es um die wirtschaftliche Situation in China?

Es läuft derzeit nicht rund für deutsche Firmen. Zum einen lahmt derzeit die Binnennachfrage in China. Zum zweiten hat der lokale Wettbewerb massiv zugenommen. In immer mehr Branchen treten chinesische Unternehmen als Konkurrenten auf. Zugleich klagen deutsche Betriebe über mangelnden Wettbewerb, sprich: Sie fühlen sich beim Zugang zu öffentlichen Aufträgen und bei anderen Vergabeverfahren diskriminiert.

„Es läuft derzeit nicht rund für deutsche Firmen.“

Maximilan Butek, Deutsche Handelskammer in Ostchina

Teilen Sie diese Einschätzung?

Auf jeden Fall. China hat wirtschaftlich und technologisch enorm aufgeholt, hier erwächst unseren Unternehmen inzwischen echte Konkurrenz. Es wäre also an der Zeit, die eigenen Betriebe nicht länger vor Wettbewerb auf den Märkten zu schützen. Das geschieht aber weiterhin. Wir sammeln Beispiele dafür und informieren beispielsweise die Bundesregierung, damit dies politisch zur Sprache kommen kann.

Sind deutsche Firmen wegen solcher Bedingungen auf dem Rückzug?

Nein, wie eine unserer aktuellen Umfragen zeigt, halten über 99 Prozent der deutschen Unternehmen am China-Geschäft fest. Der chinesische Markt ist nach wie vor sehr wichtig für uns, etwa in den Bereichen Automatisierung, Chemie, Medizintechnik oder Pharma. Auch und weiterhin im Automobilsektor. Umgekehrt ist China weiterhin sehr an ausländischen Investitionen und Technologien interessiert. Es gibt zahlreiche wechselseitige Abhängigkeiten.

Und Chancen?

Chancen sehe ich in so ziemlich allen Bereichen. Sehr große Potenziale stecken vor allem bei erneuerbaren Energien und Umwelttechnik, aber auch in vielen weiteren Branchen. Aber: Die Märkte und Bedingungen sind komplex. Wer sich engagiert, muss gut informiert sein und seine Pläne intensiv verfolgen. Wir helfen gerne dabei.


Weitere Beiträge zu Perspektiven aus der IHK im IHK-Onlinemagazin.

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