Düsseldorf – Weltstadt im Medizin-Tourismus

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Menschen aus aller Welt kommen regelmäßig in die Landeshauptstadt, um sich ärztlich behandeln zu lassen. Entgegen dem Klischee spielen Schönheitsbehandlungen dabei eine untergeordnete Rolle. Es ist die Mischung aus medizinischer Exzellenz und einem vielfältigen Tourismus-Angebot, das Düsseldorf so attraktiv macht.

Text: Gesa van der Meyden, Foto: © Düsseldorf Tourismus GmbH | Malte Veh
Einer der berühmtesten Besucher dieser Szene ist Schauspieler George Clooney: Erst vor wenigen Wochen saß er mit seiner Frau Amal Clooney in einem Düsseldorfer Restaurant – die Bilder machten in den sozialen Medien schnell die Runde. „George Clooney kommt einmal im Jahr nach Düsseldorf, um sich wegen seiner Knieprobleme von einem Spezialisten durchchecken zu lassen“, berichtet Dimitri Belov, Head of Health Marketing bei der städtischen Tourismus-Organisation Visit Düsseldorf. Der Oscar-Preisträger aus den USA ist damit einer von jährlich tausenden ausländischen Gästen, die das vielfältige medizinische Angebot der Landeshauptstadt nutzen.

„George Clooney kommt einmal im Jahr nach Düsseldorf, um sich wegen seiner Knieprobleme von einem Spezialisten durchchecken zu lassen“

Dimitri Belov, Head of Health Marketing / Visit Düsseldorf

Der internationale Medizin-Tourismus ist ein starker Wirtschaftsmotor für die Rheinmetropole: „Laut der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg belegt die Stadt im Bereich Gesundheitstourismus aktuell den ersten Platz in Nordrhein-Westfalen vor Köln und Bonn und den dritten Platz nach München und Berlin bundesweit“, erklärt Belov. „Die positiven Effekte des wachsenden Medizintourismus sind vielfältig: Neben direkten Einnahmen für die Kliniken, die bundesweit bei rund 1,2 Milliarden Euro liegen, profitiert die Stadt durch zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen.“

„Gesundheit ist das größte Luxusgut“

Denn die wenigsten fliegen nur für die Behandlung ein und verlassen die Stadt dann wieder. Gäste aus Staaten des so genannten Gulf Cooperation Council (GCC) – also Saudi-Arabien, Kuwait, Oman, Katar, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) – bleiben im Schnitt 20 Tage und reisen mit vier Personen an. „Ein Gast aus den GCC-Staaten gibt im Schnitt 600 Euro am Tag für Shopping aus, ein Gast aus China rund 800 Euro“, so Belov. Davon profitieren Hotellerie, Gastronomie, Taxi-Unternehmen und natürlich der Einzelhandel. Da es sich bei Medizin-Touristinnen und -Touristen in der Regel um besser betuchte Menschen handelt, gehen sie gerne auf der Königsallee einkaufen.

Nicht zuletzt deshalb haben sich an und nahe der berühmten Einkaufsstraße einige Praxen und Kliniken angesiedelt, die hochpreisige Medizin aus dem Bereich ästhetische und plastische Chirurgie anbieten. Zu den bekanntesten Ärzten aus diesem Metier zählen DR. RICK & DR. NICK, denen auf Social Media rund 500.000 Menschen folgen – davon allein 326.000 auf TikTok – und deren Klinik Aesthetify rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. „Düsseldorf hat einen hohen Lifestyle-Faktor“, sagt DR. RICK, der mit bürgerlichem Namen Henrik Heüveldop heißt. „Dabei geht es nicht nur um Schönheit, sondern auch Gesundheit. Sie ist das größte Luxusgut, das wir haben. Bei unseren Behandlungen profitiert insbesondere die mentale Gesundheit.“

Zweimal am Tag zeigen die beiden Ärzte Live-Behandlungen auf ihren Social-Media-Kanälen, seit kurzem haben sie auch eine eigene Doku-Reihe auf ProSieben. „Wir setzen mit unserer Social-Media-Strategie auf absolute Transparenz. Das ist heute nötig, wenn man gesehen werden will, auch international. Wer im Internet sucht, nutzt häufiger Instagram oder TikTok als Google“, sagt DR. NICK, bürgerlich Dominik Bettray. Der Erfolg der beiden scheint das Klischee zu belegen, dass es vor allem der Wunsch nach Schönheit ist, der die Menschen aus aller Welt in die Landeshauptstadt zieht.

Düsseldorfs medizinische Vielfalt überzeugt

Doch das stimmt nicht, berichtet Cyrus Heydarian, Managing Director des Luxushotels Breidenbacher Hof. Das Hotel beherbergt viele Besucherinnen und Besucher aus dem Medizin-Tourismus. „Rund 80 Prozent dieser Gäste kommen nicht wegen ästhetischer Behandlungen, sondern wegen des vielfältigen Angebots aus anderen Bereichen der Medizin, die es in ihren Heimatländern entweder nicht gibt oder die auch für besser gestellte Patientinnen und Patienten unbezahlbar sind“, erklärt er. Allein in Düsseldorf gibt es 15 Krankenhäuser und 3.000 Praxen, dazu kommen sieben Universitätskliniken in der Region von Aachen bis Münster sowie diverse Fachkliniken.

Es seien besonders die Spezialisten für Präventionsmedizin, Onkologie und Orthopädie, für die viele Hotelgäste nach Düsseldorf reisten, häufig mehrmals im Jahr, so Heydarian. „Das Feedback unserer ausländischen Gäste ist sehr positiv. Sie schätzen neben der medizinischen Exzellenz die entspannte und fröhliche Mentalität im Rheinland, das große Einkaufsangebot und die Sicherheit im Vergleich zu vielen anderen Orten in der Welt.“ Diese Kombination hebt auch Belov hervor: „Es gibt keine Krankheit, die sich in Düsseldorf nicht behandeln lässt, und es ist einfach eine lebenswerte Metropole.“

Das sieht offenbar auch George Clooney so: Bei einem seiner regelmäßigen Besuche ließ er nicht nur seine Knie untersuchen, sondern kaufte auch die Eheringe für seine Frau und sich. Sein Fazit: „Ich liebe Düsseldorf. Es ist wunderschön hier,“ sagte er in einem Zeitungs-Interview.


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