„Die größte Herausforderung war und ist die Corona-Krise“

Interview mit IHK-Präsident Andreas Schmitz, AS Board & Beteiligungs Consulting GmbH, nach seiner Wiederwahl.

Andreas Schmitz

Text: IHK-Redaktion, Foto: Andreas Wiese
IHK Quarterly: Herr Schmitz, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wiederwahl als Präsident der IHK Düsseldorf! Im Rückblick auf Ihre erste Amtszeit: Was waren die größten Herausforderungen?
Andreas Schmitz: Herausforderungen gab und gibt es wirklich genug. Manche zeichneten sich schon ab, als ich 2016 mein Amt als IHK-Präsident angetreten habe. So war etwa der Brexit-Prozess bereits angestoßen. Die Hängepartie bis zum Brexit hat viele Unternehmen im IHK-Bezirk ebenso belastet wie die Handelskriege, Strafzölle und das unkalkulierbare Agieren der Trump-Administration. Weitere große Themen waren und sind die Digitalisierung, bei der es nicht schnell genug vorangeht, und der drohende Fachkräftemangel. Die größte Herausforderung in den vergangenen fünf Jahren war und ist sicherlich die Corona-Krise. Hier hat die IHK schnell und konsequent reagiert. Innerhalb kürzester Zeit stand eine Hotline, über die unsere Mitgliedsunternehmen Hilfe in der Krise bekommen konnten. Die Hotline war mit über 12.500 Anrufen ebenso gefragt wie die Informationen, die die IHK auf ihrer Website bereitgestellt hat. Als besondere Leistung sehe ich es an, dass trotz Pandemie alle Ausbildungs-Abschlussprüfungen in den Jahren 2020 und 2021 erfolgreich abgeschlossen werden konnten – unter zum Teil schwierigsten Bedingungen.

Herr Schmitz, auf welche Erfolge in Ihrer ersten Amtszeit sind Sie darüber hinaus besonders stolz?

Andreas Schmitz: Der Wirtschaftsstandort konnte durch das IHK-Engagement bei der Stadtentwicklung gestärkt werden, vor allem durch das von uns initiierte Projekt „Düsseldorf 2030“, die Mitarbeit am Hochhausrahmenplan sowie dem Engagement für den Medienhafen. Aktuell unterstützen wir die Stadtentwicklung durch den Prozess „Stadt der Zukunft – Städte im IHK-Bezirk auf dem Weg zur Resilienz“, dessen Ergebnisse wir zum Beispiel auch in den städtischen Prozess „Raumwerk D“ einfließen lassen wollen. Die Fortschreibung des Masterplans Industrie trägt dazu bei, Gewerbeflächen für das produzierende Gewerbe vorzuhalten, so dass Düsseldorf auch in Zukunft einer der größten Industriestandorte in NRW bleiben kann. Die IHK hat sich im Sinne der erwünschten Verkehrswende an der Gründung einer Mobilitätspartnerschaft beteiligt. Gemeinsam mit der Stadt arbeitet sie nun daran, die Luftqualität und das Klima in Düsseldorf sowie die Erreichbarkeit zu verbessern. Im Kreis Mettmann war die Revitalisierung von Gewerbeflächen ein wichtiges Thema. Last but not least haben wir die IHK reorganisieren können und die IHK-interne Digitalisierung vorangetrieben.

Herr Schmitz, Ausbildung und Fachkräftesicherung ist und bleibt für die Unternehmen ein Dauerbrenner. Was hat die IHK in den letzten fünf Jahren dafür unternommen und was planen Sie für die Zukunft?

Andreas Schmitz: Entscheidend ist, mehr junge Menschen für eine betriebliche Ausbildung zu begeistern und den Trend zur Akademisierung zu stoppen. Dafür haben wir auf das Thema Ausbildung aufmerksam gemacht. Etwa mit Veranstaltungen wie den „Azubi-Challenges“, in denen Unternehmensvertreterinnen und -vertreter und lokale Politikerinnen und Politiker Aufgaben von Auszubildenden im freundschaftlichen Wettstreit gelöst haben. Insgesamt hat die IHK ihr Ausbildungsmarketing deutlich ausgebaut. Die Kampagne „Ausbildungshelden“ holt Jugendliche mit Veranstaltungen und Webinaren ab. Azubi-Speed-Datings – in letzter Zeit oft in digitaler Form – haben bei der Vermittlung von Jugendlichen in Ausbildung geholfen. Die Pacemaker-Initiative will die Digitalisierung in den Schulen vorantreiben. Und wir werben in den Unternehmen dafür, gewohnte Pfade zu verlassen. Willkommenslotsen vermitteln Geflüchtete in Ausbildung und ein Inklusionsberater kümmert sich darum, dass mehr Menschen mit Handicap eine Ausbildung absolvieren oder als Fachkräfte arbeiten können. Außerdem engagiert sich die IHK als Pilotkammer bei dem Projekt „Hand in Hand for international Talents“, das es den Unternehmen erleichtert, Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Und beim Chancengipfel trafen sich auf IHK-Initiative in diesem Jahr erstmals alle regionalen Akteure, die für den Übergang der Absolventinnen und Absolventen von der Schule in den Beruf wichtig sind.

Ein weiterer Dauerbrenner ist die Digitalisierung. Wo stehen wir aktuell und wo müssen wir hin?

Andreas Schmitz: Die Pandemie hat die Digitalisierung beschleunigt. Home-Office und Online-Konferenzen etwa sind im Arbeitsalltag selbstverständlich geworden. Diesen Schwung gilt es zu nutzen. Dafür gibt es die IHK-Initiative Go digital und wir beteiligen uns auch künftig am Digihub Düsseldorf/Rheinland, dessen Förderung ja durch das Land aufgrund der hervorragenden Ergebnisse fortgesetzt wird. Auch in der IHK selbst schreitet die Digitalisierung voran und wir werden diesen Prozess konsequent fortsetzen.

Klimawandel, Klimaneutralität und Nachhaltigkeit haben neben Corona die öffentliche Diskussion bestimmt. Welchen nachhaltigen Beitrag kann die IHK in den nächsten Jahren dazu leisten?

Andreas Schmitz: Als IHK unterstützen wir das Ziel, dass die Stadt Düsseldorf bis 2035 klimaneutral wird. Dazu kann und muss die Wirtschaft ihren Beitrag leisten. Der kürzlich unterzeichnete Klimapakt ist ein wichtiger Baustein, um die Herausforderungen des Klimawandels vor Ort zu meistern. Unternehmen in Düsseldorf können Klimapartner werden und so öffentlich zeigen, dass sie Klimaschutzziele verfolgen und realisieren. Ferner gilt es, das Thema Energieerzeugung und Energieverbrauch intelligent zu managen und die Stadt insgesamt so aufzustellen, dass sie auch in Zukunft nicht nur ein starker Wirtschaftsstandort, sondern auch ein attraktiver Ort zum Leben bleibt. Wie das gelingen kann, hat die IHK – unter aktiver Beteiligung ihres Ehrenamtes – in den Positionspapieren „Energie“ und „Stadt der Zukunft“ aufgezeigt.

Herr Schmitz, Düsseldorf ist ein internationaler Handelsplatz. Pandemiebedingt treffen aktuell Lieferkettenprobleme, Rohstoffknappheit und steigende Energiepreise die exportorientierten Unternehmen jedoch hart. Was erhoffen Sie sich für die Zukunft?

Andreas Schmitz: Als erstes gilt es, die Pandemie zu überwinden. Als IHK werden wir nicht nachlassen, die Unternehmen in der Corona- Krise zu unterstützen, etwa indem wir auch kurzfristig Informationsveranstaltungen zu aktuellen Entwicklungen anbieten wie jüngst nach der Einführung der 3G-Regel in den Firmen. Bei den anderen Herausforderungen bieten wir Hilfe zur Selbsthilfe. So hat die IHK eine Initiative zum nachhaltigen Lieferkettenmanagement gestartet und einen Unternehmer-Austausch dazu ins Leben gerufen. Darüber hinaus gibt es einen neuen IHK-Lehrgang zum „nachhaltigen Lieferketten- Management“. Außerdem halten wir einen „kurzen Draht“ zu den internationalen Vertreterinnen und Vertretern im IHK-Bezirk, beispielsweise durch den kontinuierlichen Austausch mit den Generalkonsulaten.

Sie sind ein bekennender Düsseldorf-Fan. Was macht den Wirtschaftsstandort so besonders, Herr Schmitz?

Andreas Schmitz: Als Wirtschaftsstandort besticht der IHK-Bezirk durch den vielfältigen Branchenmix. Von der Kreativwirtschaft bis hin zur Industrie gibt es viele starke Branchen mit Global Playern. Hinzu kommt die attraktive Lage im Herzen Deutschlands und Europas. Allein im Umkreis von einer Autostunde leben 11,4 Millionen Menschen. Dadurch ist der IHK-Bezirk insgesamt krisenfester als andere Regionen. Für viele unserer Städte ergibt sich daraus eine – im Vergleich zu anderen Gebietskörperschaften – komfortable finanzielle Situation. Aufgrund der Wirtschaftskraft der vor Ort angesiedelten Unternehmen kann es sich Düsseldorf beispielsweise leisten, kontinuierlich in seine Attraktivitätssteigerung zu investieren. Das Sahnehäubchen für den Wirtschaftsstandort sind der Flughafen und die Messe. Sie machen ihn für Gäste und Unternehmen aus aller Welt hochattraktiv und sorgen für internationales Flair. Das reichhaltige Kultur- und Freizeitangebot ist ein weiteres dickes Plus für den IHK-Bezirk. Es trägt einen wichtigen Teil dazu bei, dass Düsseldorf und auch der Kreis Mettmann nicht nur mit ihrer Wirtschaftskraft, sondern auch mit ihrer Lebensqualität punkten können.