Zahlreiche Dokumentationspflichten belasten die Arztpraxen. Das Düsseldorfer Start-up CuraScript hat eine KI-gestützte Webanwendung entwickelt, mit der Ärztinnen und Ärzte binnen Sekunden Arztbriefe erstellen können. Das spart Kosten und schafft mehr Zeit für Patientinnen und Patienten.
Text: Lothar Schmitz, Porträtfoto: Jürgen Werner, Veranstaltungsaufnahmen: Wirtschaftsförderung Dortmund / Andreas Buck
Fast jeder von uns kennt Arztbriefe – vom Radiologen an die behandelnde Orthopädin, vom Krankenhaus an die Hausarztpraxis. Nach Schätzung seriöser Branchenakteure in Deutschland werden jährlich 140 bis 150 Millionen Arztbriefe erstellt, sagt Jürgen Werner, Gründer von CuraScript. Der Betriebswirt hat sich eingehend mit diesem Thema befasst, denn er möchte den Ärztinnen und Ärzten einen Teil ihrer Dokumentationspflichten abnehmen. Oder richtiger: Sie dabei zeitlich substanziell entlasten.

Werner hatte viele Jahre in verschiedenen Unternehmen mit IT-Themen, Geschäftsmodellen und Businessplänen zu tun. Vor einiger Zeit machte ihn ein Bekannter auf eine interessante Geschäftsidee aufmerksam. Er traf sich mit dem Ideengeber, der nicht namentlich genannt werden möchte. „Wir verstanden uns gut und waren uns sympathisch“, erzählt Werner. Und dann übergab ihm die Person die Idee ganz offiziell. Werner war überzeugt, dass die Idee Potenzial hat. So viel Potenzial, dass er sich selbstständig machte und CuraScript in Düsseldorf gründete. Er entwickelte die Idee zu einem Geschäftsmodell weiter, erstellte einen Businessplan, brachte das Unternehmen als GmbH auch formal an den Start – und erhielt soeben den ersten großen Auftrag.
Effizienter Praxisalltag
Der Kunde: eine Facharztpraxis in Düsseldorf mit drei Ärzten. Sie erstellt durchschnittlich 600 Arztbriefe pro Monat. „Wir haben gemeinsam ermittelt, dass sie durchschnittlich zwölf Minuten für einen Brief benötigen“, berichtet Werner. Macht 120 Stunden pro Monat, fast 1.500 Stunden im Jahr. Werner verspricht, dass sich dieser Aufwand extrem reduzieren lässt. „Bewusst konservativ gerechnet, verspreche ich dem Kunden zwei Minuten pro Brief, tatsächlich sind es noch weniger“, sagt er.
Allein für die Arztbriefe errechnete die Praxis jährliche Personalkosten von rund 130.000 Euro. „Mit unserer Lösung können Arztpraxen 80 Prozent Zeit und 70 Prozent Kosten sparen“, so der Gründer. Im konkreten Fall werde die Praxis rund 1.200 Stunden mehr Zeit für ihre Patientinnen und Patienten haben – und 90.000 Euro sparen.
Großes Potenzial, schwieriger Markt
Möglich macht das KI. Zunächst trifft sich Werner mit den Auftraggebern, um die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Praxis zu verstehen, alle relevanten Informationen zu sammeln und die individuellen Anforderungen genau zu besprechen. Die Informationen fließen dann zusammen mit allen verfügbaren Daten rund um die genaue Fachrichtung des jeweiligen Kunden, in das von Werner mit Unterstützung von Freunden und Familienmitgliedern entwickelte KI-Modell ein. „Wir gehen dabei iterativ vor, lassen also erste Arztbriefe erstellen, die wir dann nochmals mit den Ärztinnen und Ärzten besprechen, um bei Bedarf die Parameter weiter zu verfeinern“, erläutert Werner. Am Ende wird die individualisierte KI-Lösung als Webanwendung produktiv geschaltet. Ab dann braucht die damit beauftragte Person in der Arztpraxis in jedem einzelnen Fall lediglich wenige spezifische Patienten-Daten einzugeben und erhält, sozusagen auf Knopfdruck, binnen weniger Sekunden den fertigen Arztbrief. „Und zwar individuell und in hoher Qualität“, wie Werner ergänzt, „in der Regel muss nicht korrigiert werden.“
Werner ist überzeugt, dass es ein großes Marktpotenzial für sein Produkt gibt. Leicht ist es trotzdem nicht, den Markt zu erobern, denn den Ärztinnen und Ärzten mangelt es ja vorerst weiter an Zeit. Also auch Zeit, Werner zu einem persönlichen Gespräch zu empfangen und sich sein Produkt vorstellen zu lassen. Er setzt deshalb zunächst auf Messen und Kongresse. Und auf persönliche Weiterempfehlung: „Ich bitte Freunde und Bekannte, die demnächst ohnehin einen Facharzttermin haben, darum, im Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt CuraScript zu erwähnen.“
Die Facharztpraxis in Düsseldorf setzt nun auf CuraScript. Überzeugen konnte Werner aber auch eine Preisjury: Anfang 2025 gehörte er mit seinem Start-up zu den Gewinnern von „start2grow“, dem Gründungswettbewerb der Wirtschaftsförderung Dortmund.
Auf seinem Weg zum eigenen Unternehmen nutzte Jürgen Werner auch die Dienstleistungen der IHK Düsseldorf. Unter anderem traf sich IHK-Gründungsberaterin Christiane Kubny persönlich mit Werner, prüfte den Businessplan und beriet ihn individuell. „Die Geschäftsidee trifft definitiv einen Nerv“, sagt Kubny, „und der Businessplan ist fundiert.“
IHK-Kontakt:
Christiane Kubny
Beraterin Existenzgründung und Unternehmensförderung
Tel. 0211 3557-414
E-Mail: christiane.kubny@duesseldorf.ihk.de