Text: Gesa van der Meyden, Foto: Emmysoft
Zwei Jahre hat es gedauert, dann wollte Christian Rampelt nicht mehr warten. Der erste feste Job in einer internationalen Personalberatung nach seinem BWL-Studium gefiel ihm, aber da waren diese Fragen in seinem Kopf: Was könnte man vielleicht anders machen? Welche Möglichkeiten bietet Technologie? „Damals, im Jahr 2008, galt IT noch eher als Kostenfaktor statt als Wettbewerbsvorteil“, erinnert sich Rampelt, der zwei Jahre zuvor von Trier nach Düsseldorf gezogen war. Für ihn aber war sie von Beginn an ein Abenteuerspielplatz voller potenzieller Chancen.
Er stieg als geschäftsführender Gesellschafter bei eine Personalberatung in Düsseldorf ein und schöpfte die damals vorhandenen digitalen Möglichkeiten aus, um schneller und effizienter zu arbeiten als andere. Schon nach einem Jahr kaufte sein Unternehmen ein anderes auf. Es ging kontinuierlich aufwärts bis hin zum Verkauf des Unternehmens. Doch der schnelle Erfolg hatte seinen Preis. „Während dieser Zeit war meine berufliche Fokussierung sehr ausgeprägt und somit auch indirekt Mittelpunkt für meine Familie. Deshalb habe ich im Jahr 2017 beschlossen, nach dem erfolgreichen Exit, eine kreative Pause mit Familienzeit einzulegen, und bin mit ihnen auf Weltreise gegangen.“
Christian Rampelt und der Mindset des Silicon Valley
Per Round-the-World-Ticket ging es in nahezu jeden Winkel des Globus. Christian Rampelt genoss die gemeinsamen Eindrücke mit seiner Familie und nutze diese als Inspiration. Denn da war weiterhin diese Neugier, die ihn schon zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn angetrieben hatte. Was könnte man vielleicht anders machen? Welche Möglichkeiten bietet Technologie? Besonders ein Ort gab ihm viele Antworten. „Im Silicon Valley herrscht dieses besondere Mindset, ständig nach Lösungen zu suchen, um Vorgänge zu vereinfachen und dabei die digitalen Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Das hat mich begeistert“, erzählt der 46-Jährige. Sein Ziel als Personalberater, die besten Leute auf die passenden Stellen zu setzen, war dabei immer sein Antrieb. Er nahm viel von Recruiting-Experten an der US-Westküste, in Singapur und Australien mit. „Es war eine Art globale Marktanalyse“, sagt Rampelt. Auch wenn ihm und seiner Familie der Abschied von der letzten Station der Reise in Australien schwerfiel – seine Frau ist Halb-Australierin –, kehrte er schließlich nach Düsseldorf zurück und gründete im Jahr 2018 das Unternehmen dfind.com, eine Personalberatung, die Führungskräfte mit digitalem Mindset bei Unternehmen besetzt. Mit seinem digitalen Weltwissen und der zupackenden Silicon-Valley-Mentalität wurde auch diese Firma schnell zum Erfolg, im Jahr 2019 wurde das Unternehmen bei den „Headhunter of the Year“-Awards als „Bester Newcomer“ ausgezeichnet.
„Ohne den Einsatz von KI wird in Zukunft nichts mehr gehen“
Christian Rampelt
Doch Christian Rampelt, dessen Holding nach seiner ersten Tochter Maya benannt ist, hatte schon ein weiteres Projekt im Kopf: EmmySoft, benannt nach seiner zweiten Tochter Emily, wurde im Jahr 2021 gegründet und führt mit einer KI-basierten Software alle relevanten Player im Recruiting- Prozess zusammen: Unternehmen, Institutionen, Personalberatungen. „Ohne den Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird in Zukunft nichts mehr gehen. Der Faktor Mensch bleibt aber dennoch entscheidend“, sagt der Unternehmer. Ende letzten Jahres hat EmmySoft 4,5 Millionen Euro an Wagniskapital eingesammelt, der Hauptinvestor ist die „Geschwister Oetker Beteiligungen AG“. Deren Investment-Manager Sven Wiszniewski sagt: „In Anbetracht des herrschenden Fachkräftemangels sehen wir EmmySoft als zukunftsweisend. In unserer digitalen Welt war es längst überfällig, eine Lösung zu liefern, die Recruiting flexibel vernetzt, um Kandidaten effizienter auf vakante Stellen zu setzen.“ Rund 15 Millionen Euro ist das Unternehmen inzwischen wert. Künftig will es an einen Ort expandieren, an welchem sein Co-CEO Nils Effertz bereits langjährige Software-Erfahrung sammeln konnte und der in Anbetracht von Christian Rampelts Werdegang nur konsequent ist: „Unser Ziel ist das Silicon Valley.“ Von dort hat er übrigens nicht nur den Spaß an Innovation mitgenommen, sondern auch eine kalifornisch-gelassene Haltung zum Leben. Wenn er von seinem Beruf spricht, klingt da nie übertriebener Ehrgeiz durch, sondern ehrliche Begeisterung für Fortschritt. Er weiß sehr gut, dass es im Leben noch etwas anderes gibt als Arbeit. „Ich verbringe sehr gern Zeit mit meiner Familie, spiele Tennis, koche, kümmere mich um den Garten.“ Zurück im Büro beschäftigen ihn dann aber wieder vor allem zwei Fragen: Was kann man im Recruiting skalierbar besser machen? Welche Möglichkeiten bietet Technologie?
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