Text: IHK-Redaktion, Foto: stock.adobe.com – bluedesign. Der Bürokratieaufwand in Deutschland ist für viele Unternehmen eine ernstzunehmende Herausforderung. Immer komplexere und oft unübersichtliche Regulierungen, umfangreiche Berichtspflichten und langwierige Genehmigungsverfahren binden wertvolle Ressourcen. Beispielsweise Lieferkettensorgfalts- und CBAM-Berichtspflichten belasten Unternehmen unverhältnismäßig hoch. Neun von zehn Unternehmen können die CBAM-Anforderungen nicht erfüllen. Aber auch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz sollte bürokratieärmer umgesetzt werden, um die Zuwanderung dringend benötigter Fachkräfte aus dem Ausland zu erleichtern. Fast die Hälfte der großen Unternehmen muss bereits zusätzliche Vollzeitstellen schaffen, um den administrativen Anforderungen gerecht zu werden. Für kleine Unternehmen wird dies zunehmend zur Existenzfrage.
Herausforderungen für Unternehmen
Somit kostet der bürokratische Aufwand den Unternehmen nicht nur Zeit und Geld, sondern stellt auch eine ernsthafte Wachstumsbremse dar. Die Folge: Innovationen bleiben aus, Investitionen werden zurückgehalten und die Wettbewerbsfähigkeit leidet. Zudem schränkt übermäßige Bürokratie die Flexibilität von Unternehmen ein und führt dazu, dass viele sich verstärkt mit regulatorischen Anforderungen statt mit ihrem eigentlichen Geschäft beschäftigen. Dadurch wird nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung gehemmt, sondern auch die Attraktivität des Standorts Deutschland für Investoren geschwächt. Zusätzlich zeigt sich laut dem DIHK-Gründungsreport, dass der Bürokratieabbau das mit Abstand am häufigsten genannte Gründungshemmnis ist.
Die IHK Düsseldorf sieht akuten Handlungsbedarf und fordert eine umfassende Entlastung der Betriebe:
1. Vereinfachung von Melde- und Berichtspflichten: Der administrative Aufwand muss deutlich reduziert werden, damit Unternehmen sich wieder verstärkt auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.
2. Digitalisierung von Verwaltungsprozessen: Effiziente digitale Lösungen können Genehmigungsverfahren beschleunigen und Bürokratiekosten senken.
3. Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren: Verfahren sollten beschleunigt und aufs Wesentliche reduziert werden. Investitions- und Innovationsprojekte dürfen nicht durch langwierige Prozesse ausgebremst werden.
Marcel Abel, Ausschussmitglied der IHK Düsseldorf, bringt es auf den Punkt:

Fast 50 % der großen Unternehmen benötigen zusätzliche Vollzeitstellen, um die aktuellen Berichtspflichten zu bewältigen. Kleine Unternehmen scheitern komplett. Bürokratieabbau heißt, Zeit für das Wesentliche zu schaffen: Innovation und Wachstum.
Beispiel: Baugenehmigungen effizienter gestalten: Besonders deutlich wird der Reformbedarf im Bauwesen. Obwohl Baugenehmigungen vor allem durch Kommunen und Landesbauordnungen geregelt sind, kann der Bund mit entsprechenden Rahmenbedingungen für eine Beschleunigung sorgen. Die IHK Düsseldorf sieht hier folgende Handlungsfelder:
1. Digitalisierung und Standardisierung: Förderung der digitalen Bauantragsverfahren, um digitale Plattformen für Bauanträge schneller und effizienter flächendeckend einzuführen und einheitliche digitale Prozesse und Schnittstellen zur besseren Kommunikation zwischen Bauherren, Behörden und Fachstellen.
2. Personalaufstockung und Qualifizierung: Finanzielle Unterstützung für Kommunen zur personellen Stärkung der Bauämter und Förderung von Weiterbildungsprogrammen im Bereich Baurecht und Digitalisierung für Behördenmitarbeiter und Bauwillige.
3. Fristenregelungen und Sanktionen: Bundesweit einheitliche Fristen für Genehmigungen mit klaren Konsequenzen bei Verzögerungen.
4. Beschleunigung von Umwelt- und Infrastrukturprüfungen: Zentralisierung und Bündelung von Gutachten, um ineffiziente Doppelprüfungen zu vermeiden.
Klare Forderung an die Politik
Die Bundesregierung muss den Bürokratieabbau entschlossen vorantreiben. Der angekündigte Pakt für Beschleunigung muss zügig und konsequent umgesetzt werden. Unternehmen brauchen weniger administrative Belastung und mehr Spielraum, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die IHK Düsseldorf setzt sich dafür ein, dass wirtschaftliche Dynamik nicht durch starre und zeitaufwendige Prozesse ausgebremst wird. Ein effektiver Bürokratieabbau bedeutet nicht nur Erleichterung für Unternehmen, sondern auch einen klaren Standortvorteil für Deutschland.