Text: IHK-Redaktion
Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine sind auch die wirtschaftlichen Beziehungen zu den beiden Ländern abrupt aus dem Takt geraten. Die Solidarität mit der Ukraine ist auch bei den Mitgliedsunternehmen der IHK Düsseldorf groß. „Über alle Branchen hinweg unterstützen 86 Prozent der Unternehmen die von der Europäischen Union gegen Russland verhängten Sanktionen. Nur knapp vier Prozent unterstützen sie nicht“, fasst Ralf Schlindwein, Geschäftsführer International der IHK Düsseldorf, die Ergebnisse einer Blitzumfrage Ukraine zusammen. Daran hatten sich am 2. und 3. März 336 Unternehmen in Düsseldorf und im Kreis Mettmann beteiligten. Von ihnen machen zwei Drittel Geschäfte mit Russland. Die Hälfte exportiert und ein Viertel hat eine Tochtergesellschaft, Repräsentanz oder Filiale dort. Viele Unternehmen haben die Umfrage genutzt, um in Kommentaren ihre Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck zu bringen – selbst dann, wenn die Sanktionen dem eigenen Geschäft schaden. Die EU hat, im Schulterschluss mit den USA, ein Bündel von Sanktionen in höchstem Tempo auf den Weg gebracht. Dazu gehören Sanktionen in den Bereichen Energie, Finanzen, Transport, Visapolitik und Exportkontrolle. Davon betroffen sind beispielsweise sogenannte Dual-Use-Güter, die sich grundsätzlich sowohl für zivile als auch militärische Zwecke verwenden lassen, sowie Hightech-Produkte. Zudem wurden Sanktionen gegen einzelne Personen verabschiedet. Deutschland flankiert die EU-Sanktionen mit dem Aussetzen seiner Hermesbürgschaften für Warenlieferungen nach Russland.
Blitzumfrage Ukraine zeigt Umsatzausfälle
Dass die Sanktionen greifen, zeigen die Rückmeldungen der Unternehmen mit Russlandgeschäft bei der IHK-Blitzumfrage. Der bilaterale Handel bei diesen Unternehmen ist zu einem großen Teil zum Erliegen gekommen. „Über die Hälfte (56 Prozent) spürt schon jetzt erste Umsatzausfälle, Zahlungs- und Finanzierungsschwierigkeiten bemerken 44 Prozent. Auch Transport- und Lieferschwierigkeiten sind bereits an der Tagesordnung (41 Prozent) und jedes dritte Unternehmen hat Probleme, seine in Russland bestellte Ware zu beziehen. Jeweils fünf Prozent wissen bereits jetzt, dass sie Kurzarbeit anmelden oder sogar Mitarbeitende entlassen müssen. Immerhin vier Unternehmen gaben an, Insolvenz anmelden zu müssen“, so Schlindwein. 16 Prozent der Unternehmen, die sich an der Blitzumfrage Ukraine beteiligt haben, erwarten keinen Effekt auf den Gesamtumsatz. Rund die Hälfte rechnet mit Umsatzeinbußen im einstelligen Prozentbereich. Immerhin ist fast jedes zehnte Unternehmen, das geantwortet hat, so stark vom Russlandgeschäft abhängig, dass es Gesamtumsatzeinbußen von über 50 Prozent erwartet.
„Wie die langfristigen Folgen dieses Konflikts auf die Gesamtwirtschaft sein werden, ist heute schwierig zu prognostizieren. Angesichts des konsequenten Rückzugs vieler Unternehmen aus dem russischen Markt wird das Russlandgeschäft kurz- bis mittelfristig voraussichtlich nur noch auf sehr niedrigem Niveau stattfinden. Vor großen Herausforderungen dürften die Unternehmen in diesem Jahr durch die anhaltenden Störungen in den Liefer- und Logistikketten und durch steigende Rohstoffpreise für Erdgas und Erdöl sowie Getreide, Metalle und Erze stehen. Außerdem ist damit zu rechnen, dass die Inflation weiter Auftrieb bekommt”, sagt Schlindwein.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag kappte bereits seine Wachstumsprognose bei den Exporten für dieses Jahr in Höhe von sechs Prozent. Sie sei angesichts der Auswirkungen des Konflikts nicht mehr haltbar.
Neuer Helpdesk der IHK
Bundeswirtschaftsminister Habeck kündigte in einem Pressestatement am 3. März nach einem Treffen mit Unternehmensvertretern an, über die staatliche KfW analog zu den Kreditförderprogrammen im Zuge der Coronapandemie für vom Konflikt betroffene Unternehmen neue Kreditlinien mit günstigen Bedingungen und langen Laufzeiten aufsetzen zu wollen. Weitere Details sollen in den nächsten Wochen folgen, so der Minister. Angesichts der hohen Verunsicherung sowie des hohen Beratungsbedarfs hat die IHK Düsseldorf einen Helpdesk für von Krieg und Sanktionen betroffenen Unternehmen eingerichtet und berät auf dort ausführlich zu den aktuell gültigen Regeln sowie den Unterstützungsangeboten. Zu finden ist dort auch ein laufend aktualisiertes Prüfschema für Güterlieferungen, die möglicherweise von den Sanktionen betroffen sein könnten. Innerhalb der ersten Woche seit dem Ausbruch des Kriegs wurden die Seiten bereits knapp 3.000 Mal aufgerufen und rund 500 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk und darüber hinaus beraten.
Die Ansprechpartner des IHK-Helpdesks Russland-Ukraine:
Aaron Röschke (Russland):
Telefon 0211 3557-300; aaron.roeschke@duesseldorf.ihk.de
Robert Butschen (Ukraine):
Telefon 0211 3557-217; robert.butschen@duesseldorf.ihk.de
Holger von der Burg (Exportverbote und Embargofragen):
Telefon 0211 3557-222; holger.vonderburg@duesseldorf.ihk.de
Savas Poyraz (Exportverbote und Embargofragen):
Telefon 0211 3557-342; savas.poyraz@duesseldorf.ihk.de
Unternehmen, die helfen wollen, finden Informationen auf der Website der IHK Düsseldorf.
Weitere Beiträge zum Thema International im Online-Magazin der IHK Düsseldorf.
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