Architektur-Oscar für modernisiertes Quartier in Lichtenbroich

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Text: Klaus Methfessel, Fotos: Rheinwohnungsbau
Für die Rheinwohnungsbau GmbH (RWB) ist es die bislang größte Auszeichnung. Zwar hat sie für ihre Bautätigkeit schon früher einige Preise eingeheimst, etwa für ein gelungenes Energiekonzept oder als bester Arbeitgeber. Doch die Verleihung des Deutschen Bauherrenpreises in diesem Jahr „war dann doch eine Nummer größer“, freut sich RWB-Geschäftsführer Thomas Hummelsbeck mit stolzem Understatement.

Die Ende Juni verliehene Auszeichnung des alle zwei Jahre vom GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, des Bundes Deutscher Architekten BDA und des Deutschen Städtetages (DST) gemeinsam verliehenen Preises gilt in der Fachwelt als wichtigste Auszeichnung im Bereich des Wohnungsbaus, als sogenannter Architektur-Oscar. Sie steht unter dem Motto „Hohe Qualität – tragbare Kosten“. Prämiert werden zukunftsweisende und innovative Beispiele, die übertragbare Lösungen anbieten.

„Die Rheinwohnungsbau macht mit ihrem Projekt deutlich, dass eine vernünftige Kombination aus Abriss, Neubau und Bestandserhalt gute Antworten für die qualitätsvolle Weiterentwicklung von Wohnquartieren bieten kann.“

Begründung der Jury zur Preisvergabe an die Rheinwohnungsbau

195 Projekte standen der Jury in diesem Jahr zur Auswahl, 30 davon kamen in die Nominierung, am Ende wurden fünf Oscars vergeben. Einen dieser begehrten Preise erhielt die RWB für die Modernisierung des Wohnviertels am Sermer Weg und am Volkardeyer Weg in Lichtenbroich. „Die Rheinwohnungsbau macht mit ihrem Projekt deutlich, dass eine vernünftige Kombination aus Abriss, Neubau und Bestandserhalt gute Antworten für die qualitätsvolle Weiterentwicklung von Wohnquartieren bieten kann“, heißt es in der Begründung der Jury. Der Oscar, in diesem Fall eine Figur aus massivem Glas und „gefühlt acht Kilogramm schwer“ (Hummelsbeck) thront jetzt in einer Vitrine im Eingangsbereich der RWB-Zentrale.

Rheinwohnungsbau erhält den Deutschen Bauherrenpreis für die Sanierung des Wohnviertels am Sermer Weg und Volkardeyer Weg.
Strahlende Gesichter bei der Preisverleihung in Berlin.

Für das Lichtenbroicher Wohnviertel hatte RWB 2011 einen interdisziplinären Architekturwettbewerb ausgerufen. Ziel: den Altbestand an 240 Ein- und Zweizimmerwohnungen aus dem Baujahr 1964 zu modernisieren. Ein Teil musste jedoch abgerissen werden, aber der Rest wurde saniert. Heute umfasst das Quartier 243 Mietwohnungen, von denen 99 öffentlich gefördert sind. Hinzu kommen eine Arztpraxis für Allgemeinmedizin zur Nahversorgung, zwölf Einfamilienhäuser sowie eine vierzügige Kindertagesstätte.

Auch Architekt Markus Schmale ist stolz auf diesen Preis. „Allein schon die Nominierung beim Deutschen Bauherrenpreis ist eine begehrte Auszeichnung. Umso mehr freuen wir uns, dass wir diesen Preis erhalten.“ Durch geschickten Um- und Ausbau ist die Wohnfläche heute auf rund 5000 Quadratmeter gestiegen, ein Plus von einem Fünftel – „bei nur unwesentlich höherer Versiegelung der Flächen“, erklärt Hummelsbeck. „Unser Ziel war es, so wenig wie möglich in die vorhandenen Grünanlagen einzugreifen“. So konnte der alte Baumbestand größtenteils erhalten werden. Ein Aspekt, der auch die Jury überzeugte. Insgesamt erfolgte die Bewertung anhand von zehn Kriterien, darunter Architektur und Baukultur, Freiraumgestaltung, Energieeffizienz, Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und Soziales.

Beispiel Energiekonzept: Wurde hier früher mit Nachtstromspeicher geheizt, erreichen die Gebäude nun durch eine zentrale Holzpellet-Heizung, Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, Solarthermie, Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen KfW-40- beziehungsweise KfW-55-Anforderungen.

Beispiel Soziales: Zum Quartier gehören auch zwölf Wohneinheiten für inklusives Wohnen etwa für Personen mit Downsyndrom in ambulanter Betreuung. Das ganze Viertel ist als generationengerecht zertifiziert mit möglichst großer Barrierefreiheit. Die Mieten liegen bei 6,62 bis 7,80 Euro je Quadratmeter für geförderten und bei 8,50 bis 10.50 Euro im frei finanzierten Wohnraum.

Rheinwohnungsbau erhält den Deutschen Bauherrenpreis für die Sanierung des Wohnviertels am Sermer Weg und Volkardeyer Weg.
Das Wohnviertel im Überblick.

Für Architekt Schmale ist die Rheinwohnungsbau ein idealer Bauherr. „Die verstehen das Thema Nachhaltigkeit im umfassenden Sinn, nicht nur energetisch, sondern auch in Bezug auf die Quartiersqualität.“ Ziel war, eine gute Adresse mit hoher Identifikation der Anwohner mit dem Quartier zu schaffen, und das zu sozialkompatiblen Preisen. „Das Projekt hat große Freude bereitet, weil vom Bauherrn über die Bezirksvertretung bis hin zur Stadtplanung alle an einem Strang gezogen haben“, sagt Schmale.  

Dass zwischen Planung und Realisierung fast ein Jahrzehnt verging, hält Geschäftsführer Hummelsbeck durchaus für angemessen. „Wenn wir auf der grünen Wiese neu gebaut hätten, wären wir natürlich mit weniger als der Hälfte der Zeit ausgekommen“, sagt er. „Aber in dem Altbestand wohnten Mieter, und wir haben ohne Rechtsstreit die Wohnungen frei bekommen, indem wir den Mietern Ersatzwohnungen beschafften oder für andere Lösungen sorgten.“

Und mit dem Lichtenbroicher Projekt ist für RWB noch lange nicht Schluss. „Das nächste Projekt steckt schon in der Pipeline: der Bau von hundert Wohnungen und acht Einfamilienhäusern in der Nähe des Hallen- und Freibads in Benrath. Mit 5000 Wohnungen in Düsseldorf bei einem Gesamtbestand von 6200 liegt der wirtschaftliche Schwerpunkt von RWB, an der die Erzdiözese Köln mit 70,5 Prozent den Löwenanteil hat, eindeutig in der Landeshauptstadt.


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